Posts mit dem Label Mark Ivanir werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Mark Ivanir werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: SAITEN DES LEBENS – Eine Symbiose aus Musik und Beziehungen

Keine Kommentare:


Fakten:
Saiten des Lebens (A Late Quartet)
USA. 2012. Regie: Yaron Zilberman. Buch: Yaron Zilberman, Seth Grosmann. Mit: Christopher Walken, Philip Seymour Hoffman, Catherine Keener, Mark Ivanir, Imogen Poots, Wallace Shawn, Anne Sofie von Otter, u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Nach über 25 Jahren bei einem erfolgreichen Streich-Quartett erhält Peter (Christopher Walken) eine erschütternde Diagnose: Parkinson. Lange kann er nicht mehr spielen, das ist ihm klar, und so teilt er seinen drei Kollegen (P.S. Hoffman, C. Keener, M. Ivanir) den baldigen Ausstieg aus dem Quartett mit. Das aber bringt schwerwiegende Folgen mit sich, lange unterdrückte und ignorierte Differenzen treten wieder an die Oberfläche und bedrohen die Zukunft des Quartetts und die Freundschaft seiner Mitglieder.




Meinung:
Beethovens Streichquartett No. 14 in Cis-Moll ist ein Stück, das die Musiker, geht es nach Beethoven, ohne Pause spielen sollen. Während des Spielens verstimmen sich jedoch die Instrumente, sodass sich Disharmonien einschleichen können, die die Stimmung des Stücks verändern könnten. Die Entscheidung, alles ohne Pause und Feinjustierungen durchzuziehen hat also weitreichende Folgen auf die Harmonie. Beethovens Quartett dient als Parabel für das Leben, für das Leben von vier Musikern und es ist tatsächlich faszinierend zu beobachten, wie die Musik als solche mit dem Leben der Protagonisten eine Symbiose eingeht.


In das harmonierende Ensemble...
Die vier Musiker Peter (Christopher Walken), Robert (Philip Seymour Hoffman), Juliette (Catherine Keener) und Daniel (Mark Ivanir) waren lange zusammen, so lange, dass sie zu einem der besten Streichquartette des Welt wurden. Sie tourten fast pausenlos, spielten über 3000 Konzerte. Doch es haben sich Disharmonien in ihre Beziehungen eingeschlichen, die sie jahrelang versuchten zu ignorieren. Doch wie auch bei Beethovens Stück werden diese Probleme irgendwann so deutlich, dass man sie nicht mehr überhören bzw. übersehen kann. Die Parkinson-Erkrankung Peters bringt eine Lawine ins Rollen, die das Verhältnis der vier Musiker untereinander, aber auch zur Musik auf eine harte Probe stellt. Liebe, Freundschaft, Eltern, Krankheit, gekränkter Stolz – es hat sich Vieles aufgestaut und das musste sich irgendwann entladen.


...treten bald erste Spannungen ein.
Fantastisch gespielt von den vier Hauptdarstellern entfesselt sich so ein intensives Beziehungsdrama, getragen von der so abwechslungsreichen Streichermusik Beethovens und Angelo Badalamentis, die oft wie ein Statement zu den verschiedenen Figuren und ihrer Verhaltensmuster wirkt. Interessant auch, dass wir, obwohl wir das Verhalten der Figuren nicht unbedingt gutheißen wollen, so können wir es nur allzu sehr nachvollziehen. Ihr Verhalten ist menschlich. Wir können sie verstehen, jeden einzelnen und darum fällt es auch so schwer, die klaren Sympathen und Unsympathen auszumachen. Jeder verhält sich irgendwie falsch und doch ist es nur logisch. Trotzdem löst der Film enorme Emotionen aus. Die Kombination aus wundervoller, fesselnder Musik und den eindringlichen und bewegenden Darbietungen der vier Hauptdarsteller, durch die die inneren Gefühle ihrer Figuren tatsächlich sichtbar werden, ist ein Genuss für Augen, Ohren und Herz – vorausgesetzt, wie lassen uns so in den Film fallen wie die Darsteller in ihre Rollen. Ein Film, der nicht besser hätte besetzt werden können, ein Musterbeispiel hervorragenden Castings.


Dramatisch, musikalisch, gut. So könnte man den Film in wenigen Worten beschreiben. Drehbuch, Schauspieler, Musik – hier stimmt so einiges. Auch wenn doch einige Klischees bedient werden und die Beziehungskrise an sich nicht viel hergibt, so ist die Umsetzung wahrlich meisterhaft gelungen und macht „Saiten des Lebens“ zu einer hintergründigen und hochemotionalen Mischung aus Musikfilm und Drama.


8 von 10 vergessene Geigen

Review: DIE VIERTE MACHT - Hollywoodkino aus Deutschland über Russland

Keine Kommentare:


Fakten:
Die vierte Macht
Deutschland. 2012. Regie: Dennis Gansel. Buch: Dennis Gansel. Mit: Moritz Bleibtreu, Kasia Smutniak, Max Riemelt, Rade Serbedzija, Stipe Erceg, Mark Ivanir, Cosmia Shaw, Korkmaz Arslan u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Der junge Journalist Paul Jensen aus Berlin geht nach einer Krise nach Russland und fängt dort bei einem bekannten Magazin zu arbeiten an. Aus Liebe zu einer jungen Frau und weil er sich nichts dabei denkt veröffentlicht er einen politisch-motivierten Nachruf auf einen bekannten Journalisten- mit weitreichenden Konsequenzen! Er wird in einen Bombenanschlag verwickelt und wegen Terrorismusverdacht ins Gefängnis gesteckt. Dabei merkt er, dass in Moskau mehr faul ist und er in eine Geschichte verwickelt ist, an der sein Vater bereits gearbeitet hat.




Meinung:
Dennis Gansel gilt aktuell wohl als einer der weniger deutschen Mainstream-Regisseure, die nicht einzig und allein durch ach so lustige Beziehungskomödien glänzen. Nach unter anderem dem Historienfilm „Napola“, dem Vampirfilm „Wir sind die Nacht“ und „Die Welle“, mit dem er auch international seinen Durchbruch gefeiert hat, veröffentlichte er im Jahr 2012 mit „Die vierte Macht“ einen Politthriller, der im winterlichen Moskau spielt. In der Party- und Clubszene, da soll Paul eigentlich seine Storys suchen. Klatschgeschichten über die Schönen, Reichen und Berühmten Moskaus


Paul (M. Bleibtreu) und das russische Militär
Moritz Bleibtreu spielt den Journalisten Paul ordentlich, aber ansonsten ist der Film schauspielerisch eher mau. Nicht einmal Max Riemelt, den ich eigentlich sehr schätze, kann mich überzeugen, was vor allem daran liegt, dass der russische Akzent (ja, Riemelt spielt einen Russen) sowohl im englischen Original wie auch in der Synchronfassung grottenschlecht klingt und seine Rolle unglaubwürdig macht. Da sich die deutschen Schauspieler allesamt selbst synchronisieren ist die Synchronfassung schon sehr gewöhnungsbedürftig und der Film zeigt mal wieder eindrucksvoll, wie schwer die Arbeit eines Synchronsprechers eigentlich ist! Aber das nur nebenbei. Wenn man großzügig ist, kann man aber auch Rade Serbedzijas Leistung, bekannt unter anderem aus Guy Ritchies "Snatch", positiv hervorheben, der eine Art Mentor und Ratgeber für Paul darstellt.


Optisch sieht Dennis Gansels Film ansprechend aus, alles irgendwie alt und kaputt, die Szenen im Gefängnis wirken extrem ungemütlich und schmutzig. Dazu wunderbar kalt und trist. Auch gute Actionszenen (Verfolgungsjagden) und durchaus beeindruckende Bilder, zum Beispiel von einstürzenden Hochhäusern, liefert Gansel und so schafft er es auch, zumindest ein bisschen Hollywoodflair aufkommen zu lassen. Hervorzuheben ist die sehr gut passende und angenehme Filmmusik von Heiko Maile. Auch die nötige Spannung, die so ein Politthriller braucht, ist durchaus vorhanden.


Sind Anschläge und Explosionen ein legitimes Mittel?
Aber dennoch erscheint der Film eigentümlich lang und phasenweise einfach zu wenig dynamisch. Und das, obwohl eigentlich interessante Themen mit eingebaut werden: der Tschetschenienkonflikt, Terror, Macht autoritärer Staaten durch das Schüren von Angst in der Bevölkerung, Pressefreiheit, überhaupt Grund- und Menschenrechte und vor allem deren Beschneidung. Aber alles ist zu geradlinig aufgebaut und dabei doch zu willkürlich. Vieles ergibt einfach kaum Sinn, Entwicklungen basieren meist auf dem Zufallsprinzip und das kann dann nach einiger Zeit doch ziemlich stören. Da sind Rätsel des verstorbenen Vaters, der wohl wusste, dass sein Sohn in Moskau Jahre später auf der gleichen Spur ist. Und da ist Paul, der in eben diese Wohnung zurück will, obwohl die Wohnung vom russischen Geheimdienst überwacht wird und sie ihn wohl sofort töten würden. Und da ist der russischen Geheimdienst, der zwar das Haus mit Pauls Moskauer Wohnung streng überwacht, dabei aber leider die Hintertür vergisst. Das sind alles Dinge, die den Film leider auch für den nur oberflächlichen Zuschauer einfach unglaubwürdig und streckenweise ein bisschen doof machen.


Trotzdem ist „Die vierte Macht“ ein Politthriller, der besonders in den eher wortlosen Phasen durch seine kühle, leicht düstere Optik punkten kann. Spannend ist er genauso, man muss nur über die vielen Zufälle und blöden Handlungen aller Protagonisten hinwegsehen können.


6 von 10 tschetschenische Terroristen im russischen Knast