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Review: DALLAS BUYERS CLUB – Cowboys und Transen im Kampf gegen Aids

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Fakten:
Dallas Buyers Club
USA. 2013. Regie: Jean-Marc Vallée. Buch: Craig Borten, Melisa Wallack. Mit: Matthew McConaughey, Jared Leto, Jennifer Garner, Denis O’Hare, Steve Zahn, Dallas Roberts, Griffin Dunne u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Ab 22 Juli 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ron Woodroof (M. McConaughey) ist ein Cowboy und Mann, wie er im Buche steht. Er liebt Rodeo, Whiskey, Drogen und Frauen. Und er hasst Schwule. Umso größer der Schock, als es nach einem Arbeitsunfall die niederschmetternde Diagnose erfährt: Aids. Nach einigen erfolglosen Versuchen, mit neuen Medikamenten etwas dagegen auszurichten, geht er auf eigene Faust nach Mexiko, wo er noch nicht zugelassene Medikamente ausprobiert, die seinen körperlichen Verfall tatsächlich verlangsamen. Der clevere Kapitalist in ihm wittert ein riesiges Geschäft und so gründet er mit dem transsexuellen Rayon (J. Leto) den Dallas Buyers Club, mit dem er diese Medikamente an die Aidskranken verhökert – sehr zum Unwillen der staatlichen Behörden.




Meinung:

Keuchend und schwitzend steht er in einem Stall, durch Holzbretter den Blick auf einen Bullen gerichtet, der gerade seinen Rodeoreiter abwirft und weiter bearbeitet. Vor sich eine halbnackte Frau, neben sich eine zweite. Sie haben Sex. Schmutzig, hart, unerotisch. Und der Blick ist weiter auf den Bullen gerichtet. Rodeo, Sex und Drogen. Das sind die drei elementaren Dinge im Leben des homophoben Cowboys und Elektrikers Ron Woodroof. Er hasst alles Schwule, er hasst alles Unmännliche. Dafür vögelt er sich durch die Welt, nimmt alles Mögliche an Drogen. Und dann, für ihn aus heiterem Himmel, die Schockdiagnose. HIV. Aids. Die Schwuchtelseuche. Noch etwa 30 Tage zu leben. Scheiße.


Ein homophober Cowboy mit Hut, Sonnenbrille und Aids
Eine verdammt dramatische Ausgangslage, die hier, auf wahren Begebenheiten basierend, gegeben ist. Wir sehen, wie die Krankheit dieses Arschloch Ron verändert. Zuerst viele Vorurteile, muss er sich nun mit den gleichen Problemen rumschlagen, wie „diese Schwulen“. Er wird von seinen nicht minder homophoben Freunden ausgegrenzt, fertig gemacht. Er setzt seine ganzen Hoffnungen in Tests neuer Medikamente, jedoch erfolglos. Aber aufgeben? Nein!. Er besorgt sich illegal noch nicht zugelassene Medikamente und stellt sein Leben nun endlich radikal um. Und diese Medikamente helfen und verlangsamen den körperlichen Verfall. Da kommt ihm eine profitable Idee – er könnte diese Medikamente ja auch verkaufen! So kommt er in den Kontakt mit Menschen, mit denen er nie etwas zu tun haben wollte. Homosexuelle. Zwar anfangs aus den falschen Gründen, aber letztlich ist das ja egal. Er lernt sie so nämlich von einer ganz anderen Seite kennen und merkt, dass sie nicht verrückter oder merkwürdiger sind als andere. Dass sie die gleichen Probleme haben, dass sie Angst haben vor dem Tod, dass sie aber mit Hass und Anfeindungen in extremer Form zu kämpfen haben.


Ron Woodroof verändert sich also, er geht eine, zumindest oberflächliche, Transformation ein. Und genau so tut es sein Darsteller Matthew McConaughey. Der Darsteller, der auf die Rolle des Womanizers abonniert schien, nahm für diese Rolle zig Kilo ab, ist nur noch ein ausgemergeltes Skelett. Von seinem muskulösem Körper und seinem guten Aussehen ist nicht mehr viel übrig. Aber McConaughey lebt nicht nur körperlich diesen Ron Woodroof, er spielt ihn auch, als ob er schon immer sein Leben gelebt hätte. Diese Kombination aus homophoben, schwerkranken, idealistischen und gleichzeitig charmanten Arschloch macht ihm so schnell keiner nach. Ein Oscar könnte der gerechte Lohn sein. Wenn man bei ihm noch von „könnte“ spricht, so ist der Goldmann bei einem anderen der absolute Muss, denn eine weitere Transformation ist noch viel besser, noch glaubwürdiger, noch echter: Jared Leto. Er spielt den Transsexuellen Rayon. Und verdammt, Jared Leto ist eine bessere Frau als die meisten Frauen in Filmen. Abgemagert (auch er nahm über 20 Kilo ab) ist er kaum wiederzuerkennen. Aber dafür bleibt er mit seiner Leistung umso länger im Gedächnis.


Zwei Frauen: Jennifer Garner und Jared Leto.
Leider ist der Film trotzdem für ein Drama viel zu unemotional erzählt. Zwischen all den Medikamentennamen, Abkürzungen und Fachchinesisch fällt es sehr schwer, mit Ron mitzufühlen, was wohl daran liegt, dass seine Veränderungen zwar bemerkbar sind, er aber letztlich immer noch der Zocker ist und im Grunde kann er auch am Ende nichts mit Schwulen anfangen. Er ist und bleibt ein Unsympath. Ein charmanter zwar, aber eben niemand, mit dem man wirklich mitfühlen kann. Das klappt dann schon eher mit Rayon, aber selbst da nicht so richtig. Viel zu sachlich wird alles erzählt. Der Film kommt phasenweise schon einer Art Dokumentation gleich. Er zeigt sehr gut den Konflikt zwischen Kapitalismus und Menschlichkeit – schon in der Person von Ron Woodroof, aber auch in den zwielichtigen Machenschaften von Staat und Pharmaindustrie. Natürlich zeigt er auch immer wieder, dass Aids schlimm ist und dass der Kampf letztlich zwar ein hoffnungsloser, aber trotzdem ein kämpfenswerter ist. Dazu alles mit relativ schnörkellosen Bildern und besonders mit sehr wenig Musik gezeigt. Sieht ansprechend aus, fühlt sich aber nicht so an.


„Dallas Buyers Club“ kann mit seiner wichtigen Grundthematik punkten, allerdings auch nicht mehr erzählen oder zeigen als andere Filme, die in diese Richtung(en) gehen. Leiden unter und Kampf gegen eine Krankheit, staatliche Bevormundung, Abbau von Vorurteilen und der American Dream stehen im Zentrum. Aber, wie gesagt, alles ein wenig zu unemotional, ein wenig zu oberflächlich. Die Figuren bleiben meist Stereotypen und so richtig kommen wir Ron, Rayon und Co einfach nicht nahe. Was den Film aber sehenswert macht, das sind eben die hervorragenden Schauspieleinlagen von Matthew McConaughey und noch mehr von Jared Leto. Talent, Hingabe und Mut vereint. Schauspiel in Perfektion.


7 von 10 zu tief ausgeschnittene Kleider

Trailerpark: Matthew McConaughey kämpft gegen HIV und Pharmakonzerne - Erster Trailer zum Drama DALLAS BUYERS CLUB

4 Kommentare:



Kaum zu glauben, aber der einst als Sonnyboy abgestempelte Matthew McConaughey hat es geschafft sich den Ruf eines ernsthaften Schauspieler zu erarbeiten. Mit Rollen abseits der Erwartungen (etwa in der Groteske „Killer Joe“ oder als Anwalt in „Bernie“ und „Paperboy“) konnte er selbst in schwächeren Filmen jedes Mal überzeugen – zumindest uns. Nun darf er erneut beweisen was er kann. Im Drama „Dallas Buyers Club“ von Jean-Marc Vallée („Young Victoria“) spielt McConaughey den an Aids leidenden Ron, der gegen die Pharmakonzerne kämpft und versucht alternative Wege zu finden, um die tödliche Krankheit kontrollieren zu können. Des Weiteren ist das Drama, welches auf einer wahren Begebenheit beruht, mit Jared Leto, Jennifer Garner, Griffin Dunne und Steve Zahn auch in den Nebenrollen gut besetzt. Ob der im Dezember in den USA anlaufende Film auch bei uns in die Kinos kommt ist leider noch nicht bekannt.


 


Review: GESTÄNDNISSE - CONFESSIONS - Die Milch macht's

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http://craciunioana.files.wordpress.com/2011/05/110205kokuhaku1.jpg



Fakten:
Geständnisse - Confessions (Kokuhaku)
JP, 2010. Regie & Buch: Tetsuya Nakashima. Mit: Takako Matsu, Masaki Okada, Yukito Nishii, Kaoru Fujiwara, Yoshino Kimura, Ai Hashimoto, Hirofumi Arai, Makiya Yamaguchi, Ikuyo Kuroda, Mana Ashida u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Am Ende des Schuljahres tritt Lehrerin Yuko vor ihre 7. Klasse und erzählt eine unglaubliche Geschichte: Die vom Tod ihrer kleinen Tochter. Zwei Schüler der Klasse sollen sie umgebracht haben, sie kennt die Täter sogar und offenbart ihre Identität. Doch da 13jährige nicht strafrechtlich zu belangen sind, hat sie sich eine eigene Art der Bestrafung erdacht.



 

                                                                            

Meinung:
Stilistisch unglaublich ausgereift, in kalten wie ästhetischen Bildern, schildert Regisseur & Autor Tetsuya Nakashima eine ausgeklügelte Rachestory. Das Kunststück liegt in der geschickten Erzähltaktik, die nur teilweise linear abläuft und dem Zuschauer die Charakter und deren Hintergründe wie Motivationen erst scheibchenweise über die gesamte Laufzeit verteilt gänzlich offenbart.


Yuko greift zu extremen Erziehungsmethoden
"Geständnisse" erreicht schon früh einen Punkt, der bei einem Film eigentlich schon als finales Highlight dienen könnte. Sobal Lehrerin Yuko ihre Geschichte erzählt und ihren Racheplan aufgedeckt hat, stellte sich mir zunächst die Frage, was der Film mir den nun noch erzählen will. Doch das alles ist ja erst der Anfang, von nun an sind die Ereignisse stehts unvorhersehbar und je tiefer wir in die Geschichte und ihre Figuren eintauchen dürfen, desto mehr schonungslose Erkenntnisse und extreme Abgründe öffnen sich. Jedes weiter Geständnis gibt dem Plot mehr Substanz, macht ihn tragischer, trauriger und grausamer, um am Ende eine nahezu perfekt durchstrukturierte Vergeltung stehen zu lassen, die den anfänglich präsentierten Plan fast harmlos wirken lässt, obwohl das kaum möglich scheint.


Auf dem Weg zum nächsten Geständnis
Zwischendurch auftauchende Fragezeichen werden nach und nach beantwortet, narrativ ist "Geständnisse" schlicht hervorragend, was sich insgesamt auch über die Inszenierung sagen lässt. Starke Darsteller, ein wunderbar abgestimmter, passender Score und großartige Bilder, hier stimmt praktisch alles. Als Kritik ließe sich lediglich der Punkt anführen, dass es der Geschichte, wenn sie dann im hinterhältigen Finale endgültig ihren Höhepunkt findet, schon etwas an Glaubwürdigkeit fehlt. So nahtlos durchkonstruiert und nicht an irgendwelchen Details scheiternd kann ein Plan einfach nicht aufgehen, zumindest wäre das äußerst unwahrscheinlich.


Aber letztendlich ist das relativ egal, denn seine Wirkung erziehlt "Geständnisse" spielend. Ein überraschender, kühler und dennoch emotionaler Film, der nicht nur für Fans von Asia-Kino eine glasklare Empfehlung ist.

8 von 10 Milchtüten