Fakten:
xXx
– Die Rückkehr des Xander Cage (xXx – The Return of Xander Cage)
USA,
China. 2016. Regie: D.J. Caruso. Buch: F. Scott Frazier. Mit: Vin
Diesel, Donnie Yen, Toni Collette, Ruby Rose, Tony Jaa, Rory McCann,
Nina Dobrev, Deepika Padukone, Kris Wu, Samuel L. Jackson, Nyjah
Huston, Neymar, Al Sapienza u.a. Länge: 107 Minuten. FSK:
freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.
Story:
Nach
einem Zwischenfall wurde Xander Cage (Vin Diesel) für tot erklärt.
Doch in Wahrheit ist der einst zum Agenten ausgebildete
Extremsportler quicklebendig. In einer neuen geheimen Mission wird er
von seinem Vorgesetzten Augustus Gibbons (Samuel L. Jackson) auf
einen gefährlichen Top-Secret-Auftrag geschickt. Der Krieger Xiang
(Donnie Yen) und sein Team düsterer Handlanger wollen sich eine
Waffen namens Pandoras Box unter den Nagel reißen. Also rekrutiert
Xander Cage seine ganz eigene neue Gruppe begabter Adrenalinjunkies,
um ihm das Handwerk zu legen. Doch schnell findet er heraus, dass die
Verschwörung, der er auf der Spur ist, bis in die höchsten Kreise
der Regierung reicht.
Eine Grundvoraussetzung, die ich mir für
diesen Film vorstellen kann, ist die Anwesenheit von Energydrinks im
Kinosaal, der ich von Vornherein auch ohne Bedenken Folge leistete.
Soviel Taurin wie nötig kriegt man aber kaum runter bei den Mengen
an „Boah, ey“, die D.J. Caruso von einem abverlangt, wenn
seine Superagenten voll mit Red Bull extrem die Welt retten,
poppig ums Poppen herum mit Vehikeln und Muskeln gegen jede Physik
posieren. „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“, der dritte
Film seiner Art, schaut im Jahre 2017 noch immer der Jugend hinterher
und hält sich seit 2002 jung, versammelt Unmengen taufrischer
Weiblichkeit um Grinsepöker Vin Diesel, der stets gut genug drauf
ist, seine ältesten Stoffe erneut auszugraben und verstärkt mit
Patchwork-Familien zu füttern. Der Freudenspender und sportliche
Hallodri mit Glatze hat es dafür anfangs noch mit einer Konkurrenz
an Geistern zu tun, die unter Serena Unger (Deepika Padukone),
Xiang (Donnie Yen) und Talon (Tony Jaa) zwar fauststark auf die
Regierung einschlagen, aber da schon wieder zu cool sind, als dass
man ihnen auf Dauer den Bösewichtstatus abnimmt – Xander Cage
(Diesel) fällt genauso wenig drauf rein. Wer's drauf hat, hat's eben
so richtig drauf und obwohl Regisseur Caruso in seiner Inszenierung
teils hyperchaotisch an der Kinetik vorbei hechtet, braut sich allen
voran die Asia-Connection um Yen und Jaa einen Hauptgewinn an
Sympathie sowie schicken Knochenbrüchen zusammen. Da kann der alte
Gibbons (Samuel L. Jackson) noch so energisch versuchen, Fußballikone
Neymar zu rekrutieren, auch wenn das Vorstellungsgespräch darum
schon eine Lebhaftigkeit innehat, die man dem politischen Klima des
Ganzen nimmer zuschreiben würde.
Wie die Reihe an sich riecht es hier
verdächtig nach Bush-Ära und wenn man schon den Typen hinter „Eagle
Eye“ und „Disturbia“ aus der Mottenkiste herausholt,
bringt der seinen Fetisch über die Gefahr von Satelliten
selbstverständlich zentral mit. Glücklicherweise sind die
kampferprobten Pseudo-Erwachsenen im US-regierungsinternen
xXx-Programm ein Bündel an Kulturen, die der steifen Ansage zum
Patriotismus via Chefin Jane Marke (Toni Collette als
stylish-strenger Straight Man voller „Assholes“ im
Wortschatz) Stinkefinger und Tattoos entgegenstrecken, auch wenn das
gemeinsame Markenbanner manch bedenkliche Grauzonen dem Image wegen
ausklammert. Man steht permanent über den Dingen und feiert sich
selbst, genauso aber auch die Gadgets, Knarren und militaristischen
Skills, die sich offen martialisch auf der Suche nach der Büchse der
Pandora machen müssen, welche als Macguffin so den extrem
einfallslosen Namen überhaupt trägt. Der Story-Konsens an
Geheimdienstmachenschaften, Intrigen, Doppelspielen und globalem
Antiterror-Bumm-Bumm geht einem ohnehin mehr bleiern auf den Senkel
als es die vielen kecken Einzelmomente vom Glück der Secret-Honks
wieder ungeniert eskapistisch ausgleichen. Wie Xander Cage z.B.
bereits im Intro für seine Dschungel-Ski- und Skateboard-Eskapaden
von der Dominikanischen Republik abgefeiert wird, einfach so die
fröhlichen Blicke aller (auch im Publikum) erntet, Zeitlupen und
Dubstep mit technischem Nonsens auf die Kleinigkeiten der Solidarität
einfahren lässt – das fetzt!
Äußert sich natürlich noch mit
gleichsam oberschlauen
wie superblöden Phrasen, doch jenen Reiz an Naivität und
Trivialität wünscht man sich ja schon, sobald man ein Ticket für
diesen Film löst und weiß Gott keinen weiteren „Spectre“
geliefert bekommen will. Menschen dürfen hier drin ja auch niedlich
sein und drollige Manöver füreinander leisten – Qualitäten,
deren Leinwandtauglichkeit hier u.a. mit einem Riesenfellmantel auf
Diesel untermauert wird sowie dessen potenziellen Machismo absurd
verquickt, wie dann später auch ein Mordanschlag dadurch verhindert
wird, dass man am DJ-Pult eine fette Danceparty startet. Wo dann aber
der letzte Schliff fehlt, mit dem die Eskalationen an kollektiver
Extremsportlaune auf der Jagd nach Codes und allerlei einen Sog
aufbieten könnten, ist die Tatsache, dass alle Figuren im Verlauf so
ziemlich nichts dazu lernen, immerhin miteinander auf die
Freundschaft anstoßen, aber in ihren Funktionen auf
Freeze-Frame-Steckbriefe à la „Suicide
Squad“ beschränkt bleiben. Jener Film wird durchaus an
Stringenz überboten, die Prozedur jagt sich trotzdem überhastet um
den halben Weltball, um ihre Allianzen auf die Probe zu stellen. Hier
wie dort ist sodann ebenso nicht jede Persönlichkeit von engagierter
Lässigkeit gekennzeichnet bzw. fähig vom Drehbuch
zusammengezimmert: Assistentin Becky (Nina Dobrev) labert sich
permanent den plattesten Nerd-Kram von der Pelle, Demolotion-Depp
Tennyson (Rory McCann) ist auf spekulative Skurrilität geeicht und
die Lesben-Klischees an Sniperkoriphäe Adele Wolff (Ruby Rose) sind
ebenso nur mäßig toll.
Die überspitzten Lifestyle-Fantasien im
Ensemble reißen sich dann aber doch zusammen, um russischen Black
Ops mit chargierender Abgeklärtheit den Wind aus den Segeln zu
nehmen oder auch ein Rennen der Weltmächte ausgerechnet mitten in
Detroit zu veranstalten, wo schlicht kein Autofahrer vom
Fight-Krawall der Ultra-Bonds beeindruckt scheint, was an sich schon
einfach witzig ist. Die Typen springen ja auch wie Flummis mehrmals
um die eigene Achse und bringen genauso chronisch ihre individuellen
Slogans zu Wort, um eine durchgedachte Handlung zu suggerieren. Ob
das Skript dabei mehr als nur die Summe an Actionszenario-Aufhängern
ergibt, steht wahrscheinlich kaum zur Debatte, doch mit der Devise
des Kurzweils wird konsequenterweise nie wirklich gebrochen, wenn
Autor F. Scott Frazier auch Beliebigkeiten à la Tele-Shopping
aufdrängelt und stapelt. Superdoof zu sein ist auch ein bisschen
superdope, eben auch ein Quell kindlichen Enthusiasmus, der
einst im Bahnhofskino rauf und runter lief, nun größer als groß in
3D vom Tagtraum des Jungskinos berichtet, der sogar seinen
verstärkten Hang zur Inklusion noch hauptsächlich auf pubertären
Sexappeal gründet. D.J. Caruso am Steuer ist für solch ein
Unterfangen eine bezeichnet planlose Wahl geworden, blickt fast schon
passiv auf seine Wundertüte voller Kintopp-Spielzeuge (Stichwort:
Eisenfäuste!), doch wenn sich die Omnipräsenz des knuffigen Diesels
noch so kontinuierlich selbst zu feiern versteht, findet sie
spätestens zum nächsten Abenteuer noch nen wilderen Springteufel
hinter der Kamera. Vor der Kamera sind ja schon mit die besten am
Start.
6
von 10 Fallschirmsprüngen
vom
Witte
Vin Diesel reanimiert also wieder seine Franchises. Kommt nicht auch noch ein Fast and Furious dieses Jahr ins Kino? Das ist dann zumindest konsequent...
AntwortenLöschen