Review: MUXMÄUSCHENSTILL - Der Blockwart in uns





Fakten:
Muxmäuschenstill
BRD. 2003. Regie: Marcus Mittermeier. Buch: Marcus Mittermeier, Jan-Hendrik Stahlberg. Mit: Jan Hendrik Stahlberg, Fritz Roth, Wanda Perdelwitz, Rainer Adler, Ruth Petschke, Joachim Kretzer, Lydia Stange, Sándor Söth, Fleur S. Marsch, Mirko Schikanski, Ellen Rappur Eichhorn, Dieter Dost u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mux ist ein Weltverbesserer. Bewaffnet mit einer Kamera filmt er seine Mitmenschen bei Verstößen gegen das Gesetz oder die Moral. Mit seinem Assistenten Gerd gelingt es Mux so mehr und mehr für Aufmerksamkeit zu sorgen, was Vor- wie Nachteile mit sich bringt.





Meinung:
Die simple aber dennoch fesselnde, weil absolut glaubwürdige Geschichte rund um den Weltverbesserer Mux (in der Rolle seines Lebens: Jan-Hendrik Stahlberg) sowie seinen Helfer Gerd (toll: Fritz Roth) drängt sich gegen Ende des Films, mit Mux großem Erfolg und Aufstieg, zwar aus dem Korsett der Realität heraus, besitzt aber dennoch zu jeder Zeit das richtige Maß an Authentizität, die darüber hinaus viele Szenen noch verstärkt. Und so kommt es oft vor, dass der gerade eben noch witzige Moment sich plötzlich in Unbehagen wandelt. Die ruhige, heimtückische aber effektive Mutation von der Komödie in die Tragödie. „Muxmäuschenstill“ beherrscht sie in Perfektion und benötigt dafür nicht mal großen Aufwand.


Dabei treffen diese verschossenen Pfeile aus Ironie, Zynismus und Unbehagen besonders wuchtig ins Ziel, denn das perfide an Marcus Mittermeiers Films ist, dass er den Zuschauer durch die real wirkenden Aufnahmen der wackeligen Digitalkamera, die chronische Nähe zur Titelgebenden Figur und die Einseitigkeit mit der er seine Handeln erklärt auch immer das Gefühl erzeugt, dass er Recht hat. Dass es gut ist, dass jemand mal den Mut hat etwas gegen die Ungerechtigkeit, die uns tagtäglich entgegenstrebt, zu unternehmen. Der Film lockt den Blockwart in uns heraus nur um diesen mit den grotesken bis bestürzenden Ausmaßen von Mux Aktionen eine ins Gesicht zu pfeffern. Eine filmische Sezierung und Demontage des Wunsches nach Ordnung, und Perfektion. Man kann dem Film natürlich ankreiden, dass er vor allem gegen Ende den Oberlehrer raushängen lässt, aber er hat sich dieses Privileg mit seinen Stärken mehr als verdient.


9 von 10

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