Review: HABEN SIE DAS VON DEN MORGANS GEHÖRT? - Der Film mit dem grünen Punkt

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Fakten:
Haben Sie das von den Morgan gehört? (Did you hear about the Morgans?)
USA. 2009. Regie und Buch: Marc Lawrence. Mit: Sarah Jessica Parker, Hugh Grant, Sam Elliot, Mary Steenbugen, Michael Kelly, Wilford Brimley, Jesse Liebman, Elisabeth Moss, Kim Shaw, Vincenzo Amato u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben.


Story:

Paul und Meryl Morgan stehen so gut wie vor der Scheidung. Während Paul versucht seine Frau umzustimmen, genießt diese ihren  Ruf als beste Immobilienmaklerin von New York. Doch als sie zusammen Zeuge eines Auftragsmordes werden, muss sich das zerstrittene Paar zusammenraufen, denn der Killer ist ihnen auf der Spur. Als er sie beinah erwischt, kommen Paul und Meryl ins Zeugenschutzprogramm und ziehen unter stetiger Bewachung in ein kleines Kuhkaff in Wyoming. Dort sollten sie fürs erste sicher sein. Doch für zwei waschechte New Yorker wie die Morgans ist das Dorfleben der reinste Alptraum.







Meinung:
Haben Sie das von den Morgans gehört? Nein! Tja, da haben sie auch nicht viel verpasst.



So glücklich sieht man Meryl und Paul nur selten
Wenn sich Regisseur und Autor Marc Lawrence mit etwas auskennt, dann mit romantischen Komödie - und Hugh Grant. In seinen bisherigen Regiearbeiten war Hugh Grant immer in der männlichen Hauptrolle zu sehen, so auch hier. Dies kommt „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ zu gute, denn Lawrence weiß genau wie und wo der den britischen Charmebolzen einsetzen muss. So ist es wenig verwunderlich, dass die humoristischen Höhepunkte des Films die trockenen Kommentare von Grant sind. Ihm zur Seite steht Sarah Jessica Parker und wie so oft, wenn Miss Schuh in einem Film außerhalb des „Sex and the City“-Universums mitspielt, wird mehr Aufwand darum betrieben sie passend einzukleiden, als ihrer Rolle interessant zu gestalten. Insgesamt sind die Morgans kein wirklich sympathisches Paar, vielmehr sind es New Yorker Yuppies, deren Assistenten sie mit sich führen wie andere ihre Chihuahuas. Die Morgans sind eine handelsübliches High Society Pärchen aus dem Lehrbuch für einfallslose Figuren und darüber hinaus nerven sie mit renitentem Geschwätz. Der Versuch ihnen wahre, emotionale Tiefe zu verleihen geschieht im Film zu spät und ohne Schwung.

Eine wohlwollende Abwechslung bietet da Darsteller Sam Elliot, bei dem die Morgans Zuflucht suchen. Elliot mimt den bärigen und anständigen Marshall mit Schnauzbart und Cowboyhut überzeugend, was wahrscheinlich daran liegt, dass man nach gut 30 Minuten New Yorker High Society Gezeter einen ruhenden Pol in die Geschichte integriert. Legt man diesen Bonus jedoch zur Seite, dann ist auch diese Figur nur pures Klischee, wie alle anderen auch, denn bei „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ verfügt niemand über eine wahre Persönlichkeit. Hier sind alle New Yorker neureiche Snobs und alle Landbewohner konservative Cowboys die mit ihren Waffen unterm Kopfkissen schlafen. Eine einfallslose und auf die Dauer ermüdende Sicht auf die Welt, der es gut getan hätte wenn der Film mit ihr parodistisch oder satirisch umgegangen wäre.


In New York ist Paul der Chef
Durch diese ganzen Klischees hat die Komödie ein großes Problem: alle Figuren, Vorgänge und Situationen die der Film einem auftischt sind nie mehr als uralte Standards. „Morgans“ ist reinstes Recycling. Der Beweis, dass Filme, Ideen und Konzepte einen grünen Punkt haben. Die Zusammenstellung von Marc Lawrence ist dabei äußerst fad: Hier eine wenig „Sister Act“, dort etwas „Harry und Sally“ und einen gute Portion Screwball-Komödie. Die einzelnen Zutaten wurden zu lieblos kombiniert und obwohl der Film ein ordentliches Tempo vorweisen kann, kommt der Film nie so ganz von der Stelle. Dies liegt daran, dass eigentlich von Beginn an klar ist, wie es zwischen Paul und seiner fast Exfrau Meryl passieren wird. Das sich die zwei New Yorker im Kuhkaff erst zurechtfinden müssen und in so manches Fettnäpfchen treten und dabei auch wieder die Liebe langsam entflammt ist keine Überraschung. Auch die Hürden die Paul und Meryl zu überwinden haben besitzen keinerlei Raffinesse, selbst der Killer der sie jagt wirkt abgeschmackt und die Bedrohung die von ihm ausgehen soll, wird viel zu seicht und selten eingesetzt.

Marc Lawrence dritter Spielfilm ist eine typische romantische Komödie nach verstaubten Rezept. Zwar gibt es mit Hugh Grants trockenem Witz und Sam Elliots Charme durchaus zwei Faktoren die „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ unterhaltsam machen, aber gegen all die öden Klischees, der uninspirierten Story und der schalen Romantik sind diese zwei positiven Kräfte einfach machtlos. Selbst wenn richtig sie kämpfen würden, sie ständen auf verlorenem Posten.

3 von 10

Review: THE GREY - UNTER WÖLFEN - Eiskalter Überlebenskampf

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Fakten:
The Grey – Unter Wölfen (The Grey)
USA. 2012. Regie: Joe Carnahan. Buch:  Joe Carnahan, Ian Mckenzie Jeffers (Vorlage). Mit: Liam Neeson, Dermot Mulroney, Joe Anderson, Frank Grillo, Dallas Roberts, Nonso Anozie, James Badge Dale, Jacob Blair, Ben Bray, James Bitonti, Larissa Stadnichuk, Jonathan Bitonti, Anne Openshaw, Peter Girges, Lani Gelera, Ella Kosor u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben.


Story:
John Ottway arbeitet in den Schneelandschaften von Nordamerika für einen Öl-Konzern. Er soll die Arbeiter vor den Gefahren der Natur, im Besondern vor den Wölfen beschützen. Auf dem Weg in die Heimat passiert dann das Unglück: das Flugzeug macht eine Bruchlandung in den Wäldern. Nur Ottway und sieben Männer überleben. Auf sich gestellt ohne eine Hoffnung auf schnelle Hilfe versuchen sie in der eiskalten, unwirklichen Welt zu überleben. Die Situation verschlimmert sich dramatisch, als die Gruppe von Wölfen entdeckt und attackiert wird.




 
Meinung:
Joe Carnhan ist eigentlich bekannt für überdrehte Actionfilme wie „Smokin‘ Aces“ oder „The A-Team“, dabei begann er seine Regiekarriere mit dem düster-pessimistischen Cop-Drama „Narc“. Mit „The Grey- Unter Wölfen“  kehrt Carnahan ein wenig zurück zu seinen Wurzeln, denn sein raues Survival-Drama ist wie sein Spielfilm-Debüt: roh, rau und ungeschönt.


Zum zweiten Mal nach „The A-Team“ arbeitet Carnahan mit Liam Neeson zusammen. Neeson, der fast schon inflationär in Actionfilmen von meist eher durchschnittlicher Qualität zu sehen war, kann hier beweisen, dass in ihm immer noch ein hochklassischer Schauspieler steckt. Er mimt den Überlebensexperten John Ottway wirklich überzeugend. Trotz einer äußerst simplen Geschichte und Charaktersierung seiner Figur, holt Neeson alles aus seiner Rolle heraus. Wer dabei allerdings große Gesten erwartet, darf weiter warten, denn obwohl dieser John Ottway dramaturgischen Ballast mit sich trägt, so gelingt es dem Film doch hervorragend, trotz kürzer Abstecher, den Überlebenskampf ganz klar ins Zentrum des Films zu setzen. In seinen besten Momenten vereint Carnahan Ottways (meist nur angedeutete tragische) Vergangenheit mit dem unbarmherzigen Kampf gegen die Naturgewalten – und den Wölfen.  


Noch kann John sich mit einem Gewehr gegen die Wölfe verteidigen
Die Gefahr, die von den Wölfen ausgeht, ist ein großer Reiz des Films. Mit gut gezielten Schocks, atmosphärischen dichten Passagen und einer immerwährenden Bedrohung, die mal unterschwellig, meist aber frontal vom Film genutzt wird, baut „The Grey“ eine enorme Spannung auf. Im Grunde mag der Film auf dem uralten Prinzip der zehn kleinen Negerlein basieren, aber dieser uralte Prozess des Genres, in dem das Böse nach und nach die Guten dezimiert hat eine enorm gute Funktionalität. Regisseur Joe Carnahan versteht es einfach blendend  den harten Überlebenskampf der Gruppe in teils atemberaubende  Bilder zu packen, die oft genug drastisch zwischen wohltuender, sich vom Ballast des Schreckens und der Ausweglosigkeit befreiender Träumerei und herber, brutaler und gnadenloser Konsequenz wechseln.  „The Grey – Unter Wölfen“ ist ein fesselnder, ein durchgreifender Film. Carnahan spielt mit der Hoffnungslosigkeit seine Protagonisten. Er holt wirklich viel, wenn nicht sogar das Maximum aus der einfachen Story heraus. Er entwirft einen Überlebenskampf, so dreckig wie intensiv. Dass er dafür den Wolf zu einer bluthungrigen Killermaschine verklärt, müssen Tierfreunde hinnehmen. Der Wolf fungiert im Film aber nicht als bloße Killermaschine, die die Gruppe von Männern durch die Wildnis hetzt, sondern viel mehr symbolisiert er die ganze Gewalt und Grausamkeit der Natur. Wann immer ein Wolf im Film zu sehen ist, so wirkt er dämonisch, überlebensgroß. Das verleiht „The Grey“ nicht nur eine zusätzliche Atmosphäre des Horrors, sondern unterlegt zusätzlich den leisen, (alp)träumerischen Unterton des Films. Carnahans Films besitzt trotz seiner Rohheit nämlich eine nicht zu unterschätzende esoterische Komponente, die den Kampf Mensch vs. Natur noch einmal intensiviert, ohne ihm der Lächerlichkeit preis zu geben und am Ende sogar zu Spekulationen anregt. Dies bezahlt der Film jedoch mit dem Verzicht von übergroßen Spektakeln. Wer hier lärmendes Over-the-Top-Getue erwartet, hat sich den falschen Film ausgesucht. Alle anderen dürfen sich freuen, denn sie erhalten Nervenkitzel, bewegendes Drama und kurze, aber dafür perfekt gefilmte Actionsequenzen. Alles untermalt von einem sehr gelungenen Score von Marc Streitenfeld, der u.a. auch Ridley Scotts "Prometheus - Dunkle Zeichen" hervorragend musikalisch untermalte.


„The Grey – Unter Wölfen“ wird oft fälschlicherweise in einem Atemzug mit „Unknown Identitiy“ oder „96 Hours“ genannt, aber die Filme haben bis auf ihren Hauptdarsteller nichts gemeinsam. Joe Carnahas Film (sein bester bisher) ist kein bloßer Reißer, es ist ein hochspannender Film. Kein Film mit einer großen Geschichte, kein Film der in die Annalen eingehen wird, aber ein Film der für knapp zwei Stunden an den Bildschirm fesselt und sein Publikum auch dann noch in seinem Bann hat, wenn der Abspann läuft.
 

9
von 10

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