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Review: SKIN TRADE - Dolph Lundgren eskaliert in Bangkok

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Fakten:
Skin Trade
USA, Thailand. 2014. Regie: Ekachai Uekrongtham. Buch: Dolph Lundgren, Steven Elder, Gabirel Dowrick, Johny Hyams. Mit: Dolph Lundgren, Tony Jaa, Ron Perlman, Michael Jai White, Celina Jade, Peter Weller, Mike Dopud, Leo Rano, David Westerman, Conan Stevens u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
In Dolph Lundgrens Herzensprojekt sinnt er nach Rache, nachdem ein serbischer Menschenhändler (Ron Perlman) seine Familie umbringt und dann nach Bangkok flieht. 





Meinung:
Dolph Lundgren ist halt immer noch Dolph Lundgren. Und man darf sich ziemlich sicher sein, dass er auch immer Dolph Lundgren bleiben wird. Es kann bisweilen anstrengend werden, wenn ein Darsteller in all seinen Filmen stets die gleiche Rolle mit den gleichen Gesichtsausdrücken, Tonlagen und Handlungen darstellt; nicht aber bei dem schwedischen Schrank, der seit nunmehr über 30 Jahren durch die Filmlandschaft prügelt, ballert und hetzt. Es fällt schwer, nicht mit ihm mitzufiebern, nicht für ihn die Daumen zu drücken und sich nicht zu freuen, wenn er am Ende wieder einmal die Oberhand behält. Damit liegt es zum absoluten Großteil auch an Herrn Charisma, dass der Film so mitreißend geworden ist.


Dolph Lundgren macht auf Tempo
Denn an sich sieht man in „Skin Trade“ nichts Neues. Das wird schon in der Besetzungsliste deutlich. In der ist neben dem doch schon in die Jahre gekommenen Dolph noch Tony Jaa zu finden, der vor 10 Jahren mit „Ong Bak“ auf sich aufmerksam machte. Und dann wäre da natürlich noch, wie sollte es anders sein, handelt es sich hier doch um einen B-Movie-Actioner, Ron Perlman, der langsam aber sicher die Rollenauswahl eines Nic Cage zu imitieren scheint. Nur mit weniger Screentime. Dass das allerdings nichts Schlimmes ist, wird auch hier anhand der durchaus limitierten Fähigkeiten von Perlman deutlich. Neben den altbekannten Gesichtern gibt es hier auch junge Darsteller (hauptsächlich Dragovich’ Söhne), die jedoch allesamt egal sind und nur kurz am Anfang und am Ende auftauchen. Nein, bloß nicht falsch verstehen. Es geht hier um Dolph und seinen blutroten Rachetrip von Amerika nach Bangkok. Generell könnte man natürlich sagen, dass Actionfilme weniger Interesse an gesellschaftskritischen Untertönen und an der Verarbeitung von Grauzonen haben und das auch akzeptieren. Aber was sich der Film hier anfangs zum Zwecke der Identifikation des Zuschauers mit Dolph leistet, ist schon gefährlich. Kurz bevor seine Frau und Tochter umgemäht werden, gibt ihm seine Frau zu verstehen, er brauche ihr nichts zum Jahrestag schenken, solange er sie nur kräftig durchnagelt. Autsch. Da rutscht die Familienszene vom Peinlichen ins Verachtende ab.


Tony Jaa trifft ins Schwarze - egal mit welchem Körperteil
Vor allem in einem Film, in dem es um den Menschenhandel geht und in dem vorm Abspann erwähnt wird, dass Schätzungen zufolge 98% der Betroffenen Frauen und Kinder seien, sollte man doch die weiblichen Charaktere mit ein wenig mehr Bedacht behandeln und sie nicht zu Hüllen degradieren, die nur einen Mann brauchen, um Glück in ihrem Leben zu finden. Drüber hinwegsehen kann man nicht wirklich, Bösartigkeit unterstellen jedoch auch nicht. Eher handelt es sich um eine Unachtsamkeit, da der Film in den sonstigen Szenen durchaus deutlich machen kann, dass es ihm um die Thematik ernst ist. Das spürt man, selbst wenn man es nicht sieht. Denn vordergründig wird die Szenerie in Bangkok und das Geschäft des Menschenhandels eher gezeigt, als behandelt. Es geht eher um die Rache Dolphs, als um die perversen Vorgänge der Unterwelt. Der Film lässt den Ekel, der von dem Geschäft ausgeht zwar in Bild und Dialog deutlich werden, schert sich aber tiefgründig nicht weiter darum. Selbst wenn der Film sich mit den Schrifttafeln am Ende fast schon als ernsten Beitrag hinstellt, muss man abwinken und den Film als das ansehen, was er nun einmal geworden ist: ein Actionfilm.


Böse Russen in der Überzahl
Und als solcher ist der Film gar nicht so übel, vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass der Film ein Budget von neun Millionen Dollar hatte. Die dynamische Kameraarbeit weiß teilweise zu überzeugen, leidet jedoch dann auch wieder ein wenig an der Arbeit des Schnittes, der so manch beeindruckende Performance schnell zurück in ihre Einzelteile verwurstet. Da hätte durchaus mehr Planung und Kommunikation zwischen den Stellen gut getan. Aber dennoch sieht man dem Film sein Budget fast nicht an. Die Kampf- und Jagdszenen sind straff, actionreich und durchaus effektvoll inszeniert, was wohl auch an der kraftvollen Arbeit von Tony Jaa liegt, gegen den unser Dolph leider mächtig abstinkt. Tony Jaa rasiert, Dolph hat schon Schwierigkeiten damit, zu rennen. Die Vitalität hat er verloren, die schiere Power in seinen Armen jedoch nicht. Er kann vor allem durch seine Präsenz überzeugen. Dolph ist Dolph und wird nicht gebrochen. Das eingangs angesprochene Problem, dass der Film nichts Neues riskiert, lässt sich auch und vor allem auf die Actionsequenzen anwenden. Mitfiebern ist leider nicht möglich, einfach, weil man weiß, dass die Dolph und Tony bis zum Endkampf am Ball bleiben. Hat man alles schon gesehen, besser und schlechter.


„Skin Trade“ ist letzten Endes ein Actioner, der wahrscheinlich irgendwann mal im Nachtprogramm laufen und auch dort sein Publikum finden wird. Durch die mitunter solide Action und straffe, zielgerichtete Inszenierung wird man auch über die Zeit ganz gut unterhalten und alles andere als gelangweilt. Selbst wenn der Film gerne mehr wäre, als er letztendlich geworden ist, wird man sich wahrscheinlich nicht ärgern, wenn man dem Film und Dolph eine Chance gibt. Der Versuch, einen ernsthaften Beitrag zum Menschenhandel darzustellen, ist zwar gut gemeint, bleibt aber auch dabei, sodass man dem Film eine Teilnehmerurkunde anheften und auf die Schulter klopfen kann. Nächstes Mal klappt’s vielleicht, nur nicht den Mut verlieren.


5 von 10 Rolltreppen-Stunts


von Smooli

Review: EDEN - Sensibel statt voyeuristisch

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Fakten:
Eden
USA, 2012. Regie & Buch: Megan Griffiths. Mit: Jamie Chung, Matt O'Leary, Beau Bridges, Grace Arends, Tantoo Cardinal, Naama Kates, Russell Hodgkinson, Scott Mechlowicz u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Ab 26.3. 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Die 19jährige Hyung Jae lernt in einer Bar einen netten Feuerwehrmann kennen. Er spendiert dem, mit einem gefälschten Ausweis ausgestatteten, Mädchen ein paar Drinks und bietet ihr an, sie nach Hause zu fahren. Dort wird sie nie ankommen. Der Gentleman arbeitet für ein kriminelle Organisation. Hyung Jae wird entführt und landet in einer gefängnisähnlichen Einrichtung, in der junge Mädchen zur Prostitution gezwungen werden. Nach einem Jahr Gefangenschaft beschließt sie, um ihr Leben zu schützen die Seiten zu wechseln. Mit 19 Jahren ist sie eigentlich viel zu "alt" für die Kundschaft. Wer nicht mehr gebraucht wird, verschwindet in der Regel. Sie bietet sich ihrem Aufseher Vaughan als Gehilfin an. Der schwer drogensüchtige Hitzkopf nimmt das Angebot an und Hyung Jae wird zu einer privilegierten Gefangenen. Das verschont sie vom demütigenden Tagesgeschäft, macht sie gleichzeitig aber zur Mittäterin im Gewissenskonflikt.

 



Meinung:
Der Film basiert auf dem Leben von Chong Kim, die dieses Martyrium tatsächlich erlebt hat. Aufgrund ihres Buches schrieb Megan Griffiths das Skript und verfilmt es auch. Das erschreckende Szenario des global organisierten und professionell betriebenen Mädchenhandels bekommt dadurch eine sehr bedrückende Authentizität. Megan Griffiths ist sichtlich darum bemüht, die Geschichte nicht voyeuristisch auszuschlachten. Die grausamsten Szenen erspart sie dem Zuschauer bewusst. Das ist durchaus angenehm und sensibel, denn einen Gangbang mit einer Horde besoffener Studenten muss nicht explizit gezeigt werden. Das was sie zeigt, reicht vollkommen um die Geschichte zu erzählen. Blut und Vergewaltigung gibt es (fast) nicht zu sehen, das Leid der Protagonistin und ihrer Mitgefangenen ist dennoch spürbar.

 
Hyung Jae wie Vieh gehalten
Das Thema ist packend und handwerklich sehr ansprechend umgesetzt. Die Darsteller können überzeugen, wobei eigentlich nur drei Personen wirklich etwas zeigen dürfen. Jamie Chung wirkt in ihrer Rolle glaubwürdig, Matt O'Leary ist erwachsen geworden und schlägt sich ordentlich als cracksüchtiges Arschloch. Kleine Besetzungscoup ist Beau Bridges, von dem es lange kaum was zu sehen gab. Seiner Rolle fällt zwar leider etwas klein aus, dafür spielt er mal total gegen sein Image. Wirklich schön, dass er scheinbar noch nicht begraben ist.


"Eden" hat alle Voraussetzungen, so richtig großartig ist der Film insgesamt leider nicht. Das liegt zum einen daran, dass sie Magen Griffiths fast ausschließlich auf seine beiden Hauptpersonen konzentriert, sämtliche Nebenfiguren haben kaum Profil und tauchen nur am Rande auf. Dabei sind sie bei weitem nicht uninteressant und hätten etwas mehr Tiefe durchaus verdient gehabt. Zum anderen wirkt ihr Ausblenden der schlimmsten Szenen zwar respektvoll und grundsätzlich positiv, nur vermittelt der Film zeitglich leider nie so ganz diese Intensität, die gegeben wäre. Das Geschehen wirkt manchmal etwas zu glatt, gemessen an den Möglichkeiten. Somit erzeugt "Eden" zwar eindeutig Eindruck, wirkt nur nie so schonungslos und trifft nicht so in den Magen wie thematisch grob vergleichbare Filme.


Sehenswert ist der Film auf alle Fälle, denn es wird vieles richtig gemacht, interessant und gut ist er vom Anfang bis zum Schluss.

7 von 10 elektronischen Fußfesseln.