Review: SCHROTTEN! – Deutscher Überraschungshit oder durch nur Altbekanntes?

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Fakten:
Schrotten!
DE, 2016. Regie: Max Zähle. Buch: Oliver Keidel, Johanna Pfaff & Max Zähle. Mit: Lukas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke, Heiko Pinkowski, Lars Rudolph, Jan-Gregor Kremp, Alexander Scheer, Rainer Bock u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab 21. Oktober 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Schon vor vielen Jahren hat sich der Versicherungskaufmann Mirko von seiner Familie und einem Leben als Schrotthändler abgespaltet. Als sein Vater unerwartet stirbt, sieht sich Mirko nicht nur mit seinem zerstrittenen Bruder Letscho und dem erweiterten Familienkreis konfrontiert, sondern sieht in seinem Teil des Erbes auch die Chance seine finanziellen Probleme zu lösen. Doch für Letscho kommt ein Verkauf des Schrottplatzes nicht in Frage und so müssen in erster Linie die familiären Konflikte der beiden Brüder aufgelöst werden.




Meinung:
Deutsche Komödien fristen gelinde gesagt ein eher unbeliebtes Dasein. Schmerzlich an den letzten Schweiger/Schweighöfer Film oder Fack ju Göhte zurückdenkend meiden viele Zuschauer das oftmals auf die immer gleiche Art und Weise beackerte Terrain. Auch wenn diese Filme gemessen an den Zuschauerzahlen bei der breiten Masse gut ankommen, scheint die filmische Qualität dahinter oft Mangelware zu sein. Mit Schrotten! kommt nun ein deutscher Film in die Kinos, welcher sich zumindest ein Stück weit von den gängigen Mechanismen entfernt und trotz einiger Schwächen einen gelungenen Film darstellt.


Das muss wahre Geschwisterliebe sein!
Mit Schrotten! wirft Regisseur Max Zähle seine Zuschauer in den Mikrokosmos der Schrotthändler und handelt damit verbunden familiäre Konflikte und den Drang nach Freiheit und Selbstständigkeit ab. Mit Lukas Gregorowicz und Frederick Lau in den Hauptrollen schafft es der Film zwei glaubhafte und natürlich agierende Darsteller an die Speerspitze der Produktion zu setzen. Für beide scheint die Rolle im Anzug beziehungsweise in der Bomberjacke maßgeschneidert und dadurch überträgt sich auch eine authentische Atmosphäre auf den Zuschauer. Seinen Humor trägt der Film ohne große Ausschweifungen herzlich direkt und nie übertrieben vor. Vor allem in den ernsthaften Szenen gelingt es „Schrotten!“ gut den Stellenwert der Lage nicht zu verharmlosen und dabei dennoch nie seine augenzwinkernde Art zu verlieren. Typische Genreelemente reichert Max Zähle gekonnt mit eigenen Ansätzen an und seine Regie überzeugt durch eine sehr charakterorientierte Basis. Obgleich dezent im Hintergrund scheint der Regisseur bereits bei seinem Langfilmdebüt sein Handwerk zu verstehen und so überzeugt Schrotten! nicht zuletzt auch dank seiner leichtfüßigen Art.


Ein ausgiebiges Frühstück ist auch für Schrotthändler wichtig!
Leider muss man neben all dem Lob auch kritische Töne anstimmen. Da wäre beispielsweise Mirkos 180°-Wendung vom Anzug tragenden Bürohengst zum leidenschaftlichen Schrotter, die der Film zwar bereits im Vorfeld ankündigt und somit auch ein Stück weit aufbaut, die final dann aber doch zu abrupt und ohne inneren Konflikt abgehandelt wird. Zunächst lediglich an seinem Geld interessiert wird er nach kurzem Kontakt mit seiner Familie zum Vollblut-Schrotthändler, und dass nachdem er uns selbst per voice ocer zu Beginn des Films erklärt hat, dass er sich sein komplettes Leben lang von seinen Wurzeln distanzieren wollte. Wenn er dann gegen Ende des Films die Bomberjacke überstreift, seinem ehemaligen Chef ordentlich die Meinung paukt und auch noch die Kaffeemaschine aus dem Büro mitnimmt, dann geht „Schrotten!“ damit einfach einen Schritt zu weit. Die anarchistische Scheiß-drauf Mentalität, die der Film seinen Zuschauern vorgaukelt dient letztlich doch nur dazu den anfänglichen Kontrast und die zugrundeliegenden familiären Werte effektiver wirken zu lassen. Dass ist ein Stück weit schade, hätte aus dem Film doch noch einiges mehr werden können, wenn er seine Komfortzone gelegentlich verlassen und seinen Charakteren ambivalentere Züge geben würde.


Trotz der negativen Aspekte hebt sich Schrotten! angenehm vom angestaubten Einheitsbrei ab und beweist, dass auch deutsche Komödien im Jahre 2016 noch ohne extra Portion Fremdscham auskommen. Eine durchaus sympathische Angelegenheit, die sich auf ihren Mikrokosmus versteht und trotz Heist-Elemente nie übers Ziel hinausschießt. Man darf also gespannt bleiben an welches Projekt sich Max Zähle demnächst heranwagt, denn sein Langfilmdebüt macht definitiv Lust auf mehr. 


 
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