Review: BATMAN V SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE – Der größte Gladiatorenkampf aller Zeiten?


Fakten:
Batman v Superman: Dawn of Justice
US, 2016. Regie: Zack Snyder. Buch: Chris Terrio, David S. Goyer. Mit: Henry Cavill, Ben Affleck, Gal Gadot, Jesse Eisenberg, Amy Adams, Jeremy Irons, Holly Hunter, Scoot McNairy, Jason Momoa, Ezra Miller, Michael Shannon u.a. Länge: 151 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Der brachiale Kampf zwischen Superman und General Zod hat in Metropolis verheerende Spuren hinterlassen. Ganze Ortsteile wurden pulverisiert, unzählige Zivilisten sind zu Tode gekommen und eine gigantische Spur der Verwüstung war das Resultat. Auch Bruce Wayne wurde von den Ereignissen persönlich getroffen, denn er hat den Wayne Tower mitsamt Personal verloren und steht dem fliegenden Superhelden daher alles andere als freundlich gesinnt gegenüber. Es entbricht eine Debatte in der Gesellschaft, ob Superman strahlender Retter oder übermächtiges Alien ist, welches früher oder später sämtliches, menschliches Leben auslöschen wird. Alles läuft auf eine entscheidende Konfrontation zwischen Batman und Superman hinaus, bei dem der milliardenschwere Großkonzern-Erbe Lex Luthor im Hintergrund ebenfalls seine Finger im Spiel hat.





Meinung:
Zack Snyder und vor allem seine Filme sind schon länger eine gerne genutzte Zielscheibe der Kritik. Viele interpretieren die überbordende Visualität des Regisseurs als faschistoide Ästhetik, welche sämtliche Grenzen der Logik außen vor lässt und sich vornehmlich auf einen schwülstig aufgeladenen Körperkult der Protagonisten fokussiert. "Style over Substance" wird Snyder seit seinem Langfilmdebüt "Dawn of the Dead", dem Remake von George A. Romeros Klassiker, vorgeworfen und bietet auch bei seinem aktuellen Werk "Batman v Superman: Dawn of Justice" eine breite Angriffsfläche.


Angebetet wie ein Gott
Die Fortsetzung zu "Man of Steel" ist wenig überraschend bis zum Anschlag überstilisiert, bietet erneut viele Szenen, in denen platte Erlösersymbolik sowie offensichtliche Jesus-Analogien wie auch schon im Vorgänger kaum zu übersehen sind und rutscht in seinem unaufhörlichen Bestreben, durch extrem grimmige Mimik ernste oder bedrückte Gesichtsausdrücke zu erzeugen, bisweilen in unfreiwillig komische Gefilde. Nichtsdestotrotz markiert diese Fortsetzung in gewisser Weise einen erfreulichen Weg in die richtige Richtung. Während "Man of Steel" oftmals unter der schwerfälligen Bedeutungstheatralik der typischen Produktionshandschrift von Regisseur Christopher Nolan förmlich kollabiert ist und schließlich in ein überlanges, alle Sinne pulverisierendes Finale in Form eines absoluten CGI-Overkills verfallen ist, enthält "Batman v Superman: Dawn of Justice" vermehrt vertraute Motive und Elemente aus dem bisherigen Schaffen des Regisseurs. Gerade die erste halbe Stunde des Films ist unglaublich bruchstückhaft, springt von einem Handlungsstrang zur nächsten Figur zu einem neuen Schauplatz und wieder zurück und fällt dabei durch extrem wirre Schnittfolgen auf, die leicht als schludriges Handwerk aufgefasst werden können.


Gerüstet für den großen Kampf
Tatsächlich verstärkt dieser fiebrige Schnitt den völlig entrückten Charakter der Inszenierung nur noch stärker und sorgt dafür, dass der Film, welcher realen Terror und bedrohliche Situationen vor allem zu Beginn wie surreale Höllentrips in Szene setzt sowie montiert, selbst so wirkt, als befände man sich im Albtraum einer konventionellen, glatt gebügelten Comicverfilmung. Snyder nähert sich durch diesen Stil wieder mehr seinem gewohnten Exzess und knüpft durch die zusätzliche Verwendung irritierender Traumsequenzen oder unvermittelter Gewalteinbrüche an den unberechenbaren, munter Regeln brechenden Fantasy-Bombast an, wie ihn beispielsweise "Sucker Punch" bereits bot. Inhaltlich schlagen die Ausmaße des verheerenden Finales aus "Man of Steel" nun deutlich weitere Kreise und stellen den Status sowie die Bedeutung von oder eben Bedrohung durch Superhelden in unserer Gesellschaft in Frage. Eine Thematik, wie sie ebenfalls in Snyders vermutlich besten Werk "Watchmen" Verwendung fand. Das Drehbuch von Chris Terrio und David S. Goyer weist allerdings auch einige nicht zu übersehende Schwachpunkte auf.


Auch sie mischt irgendwann kräftig mit
Die Tatsache, dass hier zu gleichen Teilen eine Fortsetzung der Ereignisse aus "Man of Steel" erzählt, sowohl Bruce Wayne/Batman als neue Schlüsselfigur integriert als auch eine Brücke zur kommenden "Justice League" – Verfilmung geschlagen werden soll, macht den Plot oftmals stark überfrachtet und lässt diverse Aspekte trotz der bereits üppigen Laufzeit von 2,5 Stunden noch zu kurz kommen. Genauso verhält es sich mit manchen Nebenfiguren und deren Handlungssträngen. Die Art und Weise, wie mit Lois Lane zum Beispiel in der Geschichte verfahren wird, ist miserabel geschrieben und macht aus einer eigentlich ungemein wichtigen Bezugsperson von Clark Kent kaum mehr als bloße Stichwortgeberin oder Dame in Not, die mal wieder gerettet werden muss. Wesentlich interessanter, weil ambivalenter und vor allem kontroverser verfährt der Film mit seinen beiden zentralen Hauptfiguren. Batman und Superman wirken in ihrem eigenen Film mitunter wie gebrochene, unberechenbare Psychopathen und als Zuschauer ist man teilweise ratlos, auf wessen Seite man sich moralisch in diesem als spätes Duell ausgelegten Konflikt überhaupt schlagen soll.


Ben Affleck ist dabei womöglich vielleicht der beste Bruce Wayne, den man bislang in Realform gesehen hat. Er gibt den exzentrischen Milliardär als geschädigten, bulligen Einzelkämpfer, dessen Batman nichts weniger ist als ein Amok laufender Berserker, der sich manchmal ohne Rücksicht auf Verluste durch Gegnerhorden mäht. Auch aus Clark Kent wird man nicht so richtig schlau. Henry Cavill spielt die Figur wie auch schon im Vorgänger zwar mit einer gewissen Sympathie, wirkt aber immer noch blass und unterstreicht dadurch die Art von Kent, der nach wie vor eher isoliertes Alien denn strahlender Retter ist und nie vollständig in der Gesellschaft ankommen kann. Fragezeichen hinterlässt zudem Jesse Eisenberg, der gänzlich auf bizarres Overacting setzt und Lex Luthor als komplett überdrehten Kasper spielt, der eher wie ein ungeschminkter Joker wirkt. Doch gerade die Entscheidung, zwischen die ohnehin schon äußerst ernsten und grimmigen Protagonisten einen Gegenspieler zu positionieren, der durch grellen Irrsinn auffällt, wirkt letztlich nur folgerichtig. "Batman v Superman: Dawn of Justice" nimmt sich ausgiebig Zeit, lässt die titelgebende Auseinandersetzung als kurzen Höhepunkt in die Geschichte krachen und verfällt letztlich in ein neues Szenario, das bedauerlicherweise an den Vorgänger erinnert. Hier wird das finale CGI-Übermaß hingegen als apokalyptisches Inferno eingesetzt, das nicht zu lange andauert, nur um zu einem Schluss zu führen, der den Ausblick auf die "Justice League" mit leisen Pessimismus vollführt und somit überraschend wie konsequent ausfällt.


7 von 10 blutende Superhelden



von Pat

1 Kommentar:

  1. Eines fällt bei allen Kritiken auf: Egal wie sehr auch zwischen positiv und negativ geschwankt wird, Ben Affleck in der Rolle des Batman scheint allgemein gut anzukommen. Dabei war er ja der lautstärkste Aufreger vor Veröffentlichung des Films.

    AntwortenLöschen