Review: DIANA – Weder Dirty noch Diana



Fakten:
Diana
UK, USA. 2013. Regie: Oliver Hirschbiegel. Buch: Stephen Jeffreys. Mit: Naomi Watts, Naveen Andrews, Cas Anvar, Geraldine Hames, Art Malik, Douglas Hodge, Charles Edwards u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die letzten zwei Jahre von Princess Diana stehen im Fokus des Films.





Meinung:
Deutschland kann mit vielen fähigen Regisseuren glänzen: Ob Hans Weingartner („Das weisse Rauschen“), Matthias Glasner („Der freie Wille“), Uli Edel („Der Baader-Meinhof-Komplex“) oder auch Fatih Akin („Gegen die Wand“). Es ist allerdings nur wenigen Regisseuren vergönnt, den Sprung über die heimischen Grenzen zu wagen und im Ausland Fuß zu fassen. Hoffnungen beruhten damals auch auf den für sein Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ Oscar-prämierten Florian Henckel von Donnersmarck, der dann im nächsten Atemzug mit dem Star-Vehikel „The Tourist“ gehörig auf die Nase fallen musste. Auch der Hamburger Oliver Hirschbiegel, der durch seine Filme „Das Experiment“ und „Der Untergang“ reichlich Aufmerksamkeit erlangen konnte, bekam die Ehre, sein Glück in Amerika zu suchen: Mit „Invasion“ aber landete er gleich einen handfesten Flop, während der Thriller „Five Minutes of Heaven“ mit Liam Neeson auf direktem Wege in der Versenkung verschwand. In Anbetracht seines neusten Filmes, dem Biopic „Diana“, würde man sich „Invasion“ und „Five Minutes of Heaven“ glatt mit Kusshand noch einmal zu Gemüte führen.


Im Rampenlicht: Diana
Oliver Hierschbiegel gab in einem Interview bekannt, dass ihn die Person Diana nicht interessieren würde, sondern einzig die Liebe zwischen der Princess of Wales und dem idealistischen Herzchirurgen Dr. Hasnat Khan (Naveen Andrews). Kann das eine gute Marschroute sein, um sich mit dieser kultisch verehrten Persönlichkeit seriös zu beschäftigen? Durchaus, bewahrt man sich trotz des episodischen Narration ein gewisses Maß an Authentizität und versucht gleichzeitig über den Tellerrand den Offensichtlichen zu blicken. Das Drehbuch von „Diana“ ist daran allerdings nicht im Geringsten interessiert und thematisiert die letzten zwei Jahre von Lady Diana derartig müde und lustlos, dass es schon eine Kunst für sich ist, die Medienikone innerhalb von gut 110 Minuten so dermaßen und über alle Maße zu entmystifizieren. Die Frage ist nur: Absicht oder künstlerische Inkompetenz? Ganz eindeutig Zweiteres, so penetrant wie „Diana“ versucht, seiner historischen Hauptdarstellerin durch die akribische Performances seitens Naomi Watts („The Impossible“) ein Profil inmitten der fröstelnden Romanze zu verleihen.


Wahre Liebe: Diana und der Typ aus "Lost"
Um es auf den Punkt zu bringen: Das Drehbuch versteht zu keiner Zeit, wie man mit der britischen Ikone irgendwie richtig umzugehen hat. Die Handhabung ihrer Person beschränkt sich darauf, Diana als Frau darzustellen, die in ihrem goldenen Käfig zwar durchaus unglücklich ist und sich nach mehr sehnt. Doch bereits in diesen Ansätze versagt die weitere, tiefgehende respektive introspektive Auseinandersetzung vollständig: Diana ist ein einsames, hilfloses Dummerle, das sich mit Bauernschläue durch die Welt schlägt und ihre grenzenlose Naivität kaum vergeben kann. Emblematisch fällt da auch der verdrossene Einschub von Dianas karikativen Engagement aus, das hier weder ihre Persönlichkeit etwas akzentuierter zu beschreiben versteht, noch im Film allgemein eine tragende Rolle spielt. „Diana“ zieht einzig zaghaft Konturen und äußere Mutmaßungen dieses Menschen nach, hat aber nichts über diesen zu sagen und suhlt sich durchweg in Klischees, die der chronischen Mutlosigkeit der Produktion vollends auf den Zahn fühlen.


Zu Anfang gibt es eine Plansequenz, die Diana durch die sterilen Räumlichkeiten ihres Pariser Hotels begleitet. Irgendwann bleibt die Königin der Herzen stehen, hält inne, wirft einen Blick über die Schulter nach hinten. Die Kamera vollzieht in dieser Sekunde demonstrativ einen distanzierten Sprung zurück. Genau das ist auch die Haltung, die „Diana“ über die gesamte Laufzeit zu seiner Hauptfigur wahren wird: Abstand, ein klinisch-entrückter und durchweg katatonischer Abstand, frei von jedweder Form von Wahrhaftigkeit. „Diana“ wird zur artifiziell-aufgesetzten Seifenoper, die große Emotionen vorgibt, die anklingen lässt, dass hier eine Frau den Weg in die Freiheit sucht - Und doch kann keine einzige seelische Regung auf den Zuschauer übertragen werden. Genauso fern bleibt auch der Personenkult, der nach Konsumi rung des Filmes in Bezug auf die echte Diana vollkommen unverständlich scheint: Die Frau war wirklich so unfassbar beliebt? Warum? Wenn sich dann noch Dialoge wie frisch aus dem Groschenroman entspinnen, dann darf man sich als Zuschauer sogar noch gepflegt fremdschämen. Es ist schon unglaublich, in welch desaströsem Ausmaß „Diana“ gegen die Wand gefahren wurde.


1,5 von 10 mondänen Etuikleidern


von souli

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