Review: CREEP – Gefangen im Kaninchenbau des Londoner Untergrundes



Fakten:
Creep
UK. 2005. Regie und Buch: Christopher Smith.
Mit: Franka Potente, Vas Blackwood, Ken Campbell, Jeremy Sheffield, Kelly Scott, Sean Harris, Grant Ibbs, Kathryn Gilfeather, Paul Rattray, Joe Anderson u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Modelagentin Kate schläft nachts auf der Bank einer U-Bahnhaltestelle ein und verpasst die letzte Möglichkeit nach Hause zu kommen. Als sie aufwacht sind die Türen verschlossen und die Station menschenleer. Doch scheinbar hat sie Glück im Unglück, denn eine Bahn scheint noch zu fahren. Sie steigt ein und gerät so ins Visier eines missgebildeten Killers.





Meinung:
Inzwischen hat sich der britische Regisseur und Drehbuchautor Christopher Smith als durchaus kompetenter Genre-Filmemacher etablieren können: „Severance – Ein blutiger Betriebsausflug“ gefiel als reinrassige Splatter-Komödie mit vielen grotesk-absurden Einfällen. „Triangle – Die Angst kommt in Welle“ machte sich als Meta-Mindfuck-Thriller im durchwachsenen Direct-to-DVD-Segment einen Namen und „Black Death“ ging problemlos als ruppig-deftiger Medieval-Exploiter durch, der primär aufgrund seiner nebulöser Atmosphäre überzeugte. Wenig verwunderlich ist es in Bezug auf Christopher Smith daher auch, dass seine ersten Gehversuche in der Filmwelt dem Horror-Sujet mit italienischen Wurzeln huldigten: „Creep“ nämlich ist effektives Kino der Marke 'Style over Substance', dass das Können (und etwaige Potenzial für die Zukunft) von Christopher Smith über einen Großteil der Laufzeit unter Beweis zu stellen wusste. Am Ende jedoch kommt auch „Creep“ nicht darum herum, ein Stück weit einzubrechen und Federn zu lassen.


Immer diese aufdringlichen, englischen Fans
Ja, „Creep“ ist ein Horror-Film, und dass sich dieses Genre nicht unbedingt mit einem gar pedantischen Anspruch auf Logik zu verstehen gibt, sollte wohl jedem bewusst sein, der sich schon das ein oder andere Mal in dieses Gefilde gewagt hat. Die Prämisse, verloren im Londoner U-Bahn-Netz zu sein und dann auch noch von einem blutrünstigen Wesen verfolgt zu werden, ist so essentiell wie vielversprechend für ein Werk dieser Fasson. In der Hauptrolle begrüßt uns dann auch schon eine gute Bekannte: Franka Potente („Lola rennt“) höchstpersönlich gibt als Kate die hiesige Scream Queen und wollte doch eigentlich nur schnellstmöglich das Hotel erreichen, in dem angeblich George Clooney abgestiegen ist, um eine leidenschaftliche Nacht in den kühlen Laken mit dem charmanten Frauenschwarm zu verbringen. Einem George wird Kate später tatsächlich noch über den Weg laufen, allerdings in einer Situation, die sie sich in ihrem schlimmsten Alpträumen nicht hätte ausmalen können.


Der Prolog führt die Stärken von „Creep“ gleich auf den Punkt: Zwei Arbeiter streifen durch die Kanäle des Undergrounds und stoßen auf einen neuen Tunnel. Doch in den finsteren Winkeln lauert ein Wesen, mit dem nicht unbedingt gut Kirschen essen ist. Ohne dieses vor die Kamera zu zerren, beweist „Creep“, wie viel Schrecken in der Dunkelheit lauern kann und schafft es daher auch direkt, den Zuschauer gespannt auf Kommendes vor den Bildschirm zu positionieren. Wenn dann auch Kate Opfer des labyrinthischen U-Bahn-Kaninchenbaus wird, lässt „Creep“ keinerlei Hohlräume zu, spickt die Räume, Schächte und Gänge innerhalb dieses Mikrokosmos mit einer durchweg klaustrophobische Aura. In den letzten 20 Minuten erfolgt dann eine herbe Zäsur: Das „Monster“ wird entlüftet und „Creep“ distanziert sich von seiner stimmigen Inszenierung und erlaubt dem rostigen Instrument Einzug in sein Szenario, um Blut durch Feeling einzuwechseln. Dieser epigonale Charakter bremst, ist latent lächerlich und frauenfeindlich. Die 50 Minuten zuvor aber bekommen ganz klar einen Daumen nach oben!


5 von 10 Babys im Reagenzglas


von souli

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