Review: SUCKER PUNCH - Ein Ärgernis in Strapse und Zeitlupe



Fakten:
Sucker Punch
USA. 2011. Regie: Zack Snyder. Buch: Zack Snyder, Steve Shibuya. Mit: Emily Browning, Abbie Cornish, Jenna Malone, Vanessa Hudgens, Jamie Chung, Carla Gugino, Oscar Isaac, Jon Hamm, Scott Glenn. Länge: 110 Minuten (Extended Cut: 127 Minuten). FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Nach dem Tod ihrer Mutter lebt Babydoll mit Schwester und ihrem grausamen Stiefvater in ihrem Haus. Nachdem sie aus versehen ihre Schwester tötet, nutzt der Stiefvater die Chance und lässt sie in eine Nervenheilanstalt einweisen, wo sie eine Lobotomie bekommen und so ruhig gestellt werden soll. Um mit der Situation in der Anstalt besser zurechtzukommen, flüchtet sich Babydoll in Fantasiewelten, in der sie gemeinsam mit den anderen Insassinnen als Actionheldinnen und erotische Tänzerinnen ums Überleben kämpfen muss und gleichzeitig ihre Flucht vorbereiten will.




Meinung:
Style over Substance. Eigentlich ist das die beste Beschreibung für einen Zack Snyder-Film. Optik übertrumpft Inhalt. Das war bei „300“ so, das war bei „Watchmen“ so, bei „Man of Steel“. Es ist sein Markenzeichen. Manchmal funktioniert es ganz gut, manchmal überhaupt nicht. Aber hier, bei „Sucker Punch“, da ist das anders. Hier heißt es nicht „Style over Substande, denn es ist keine Substance vorhanden. Das letzte bisschen Dreck, was nach dem Kehren auf dem Boden liegen geblieben ist, das ist kein Inhalt, das ist Schund! Alles wird für eine möglichst coole Optik geopfert. Oder zumindest für das, was der gute Zack für cool hält. Inhaltsleerer Müll quillt aus den Mündern der Schauspielerinnen, die außer ihren körperlichen Vorzügen leider allesamt nichts auf der Pfanne haben. Strapsen und Ärsche allein macht noch keine gute Performance. Wobei es nicht unbedingt an den Mädels, an Oscar Isaac und auch nicht an Carla Gugino liegen muss, das möchte ich hier klarstellen.


Heiße Frauen mit großen Waffen - alles nur ein Traum?
Klar könnte man mit viel gutem Willen auch ein bisschen Inhalt und ein bisschen weniger Aussage in diesem Film finden. Alles sehr konstruiert, natürlich. Und selbst diesen Film als Satire, Parodie oder Karikatur des männlichen Blicks auf die Gesellschaft zu sehen, ist wohl mehr Wunschtraum als Realität. Aber mit sowas kennt sich Snyder ja aus. Wie dem auch sei, selbst wenn man dem Regisseur und Drehbuchschreiber jetzt unterstellt, dass er wirklich satirische Absichten verfolgt hatte und das Bild der Frau als Sexspielzeug und Gewalt zum Amüsement des männlichen Zuschauers (im Film dargestellt durch Oscar Isaac, den Vater, Geliebten und Arbeitgeber der Mädchen), der dann auch letztlich selbst als Alphatier in dominanter Art und Weise eingreift, dass er das alles wirklich als Karikatur eines gesellschaftlichen Männlichkeitsbildes sehen will, so ist er dennoch triumphal gescheitert, denn für Satire brauchts dann doch ein bisschen mehr als nur klischeehafte Übertreibungen bis zum Abwinken. Im Übrigen nimmt ihm den Film als Satire in Anbetracht seiner sonstigen Rollenbeschreibungen wohl niemand ab.


Die Träume sind das nächste. Babydoll will vor der grausamen Realtität in der Psychatrie fliehen, darum flieht sie in eine grausame Traumrealität. Und dann nochmal in eine grausame Traum-in-Traum-Realität. Dass die Tänze der Mädels in den Träumen Kampfchoreos sind, schön und gut. Gute Idee. Aber das wars auch wieder mit Lob. Mal davon abgesehen, dass viele Szenen seltsam bekannt vorkamen (er wird doch nicht bei Harry Potter, Herr der Ringe oder gar dem Soldat James Ryan (schlecht)…. ähm…adaptiert haben), so frag ich mich wirklich, ob der Snyder das Ernst meint?! Erst kommen Riesensamurai, die ihre großen Kampfdödel schwingen (und mit Kampfdödel sind ihre Waffen gemeint, capisce?). Dann gasgefüllte Gasmaskensoldatenroboter aus dem Deutschen Reich im ersten Weltkrieg. Danach sind sie sogar nach Mittelerde gesprungen und haben mit Hilfe ihrer Maschinengewehre Frodo den Weg zum Schicksalsberg freigeräumt. Oder halt, war es doch eher der Hobbit und sie sind bei Smaug gelandet? Egal, es ist zumindest spätestens hier SCHEIßE! Und vielleicht sollte jemand Peter Jackson sagen, dass sein Drache tot ist und die beiden übrigen Hobbit-Filme damit überflüssig.


Die Männer in weiß führen die süße Babydoll ab
Also, inhaltlich ist das gar nichts. Nicht in seiner Aussage, nicht in seinen fantastischen Elementen der Traumebenen und auch nicht . Bleibt also der Style, die Stärke von Snyder. Und ja, ein gewisser Style ist vorhanden. Die Actionszenen sind gut choreografiert, die Kostüme sind in Ordnung – gegen Strapse kann ich als Mann auch schwer Argumente vorbringen. Aber was er sonst so bietet, das mag vielleicht noch ein hyperaktives Resusäffchen gut finden, aber für viele könnte es einfach, ja, zu viel werden. Die Szenen, in denen auf CGI verzichtet wurde, die kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen. Aber viel schlimmer sind die Zeitlupen. Ich hab nichts gegen Zeitlupen, in „300“ sind sie ja gut und auch von der Menge her gut eingesetzt. In „Watchmen“ war es schon hart an der Grenze. Aber hier lässt Snyder beinahe alles in Zeitlupe ablaufen. Nicht nur die Actionszenen (hier übrigens bei jeder Bewegung jedes Mädchens). Aber das reicht ihm nicht, er bringt eine Zeitlupe, wenn sich ein Schlüssel im Schloss dreht, wenn eines der Mädchen blinzelt, wenn Babydoll aus einem Fenster klettert. Wenn irgendjemand von A nach B geht. Welche Folge hat das? Genau, der Film wird träge. Langsam. Und dann auch uninteressant. Die fast genausooft eingesetzten Großaufnahmen von allem und jedem tragen dazu ebenfalls bei.


Madam Gorski will Babydoll zum Tanzen verleiten
Dann ist wie auch bei „Watchmen“ die Musik ein wichtiger Bestandteil des Films. Die Filmmusik an sich mag ja eigentlich ganz in Ordnung sein, nichts herausragendes, aber auch nichts schlechtes. Und wieder passen einige Songs perfekt in den Film, andere wiederum machen alles kaputt. Halt, falsch, sie machen nichts kaputt. Denn dann müsste zuvor schon etwas dagewesen sein, was man kaputt machen könnte. Aber da ist nichts. Auf die Vergewaltigung einiger genialer Songs (WAS ZUM TEUFEL HAT SNYDER MIT QUEEN GEMACHT!) will ich auch gar nicht eingehen. Aber der Film ist insgesamt einfach nur zu einem überdimensional großen Musikvideo geworden. Das Problem dabei? Wenn ich Musikvideos ansehen will (will ich nicht) und Musikvideos noch auf den Musiksendern laufen würden (tun sie nicht), dann hätte ich einen der Sender eingeschaltet (hab ich nicht). Ich wollte immer noch einen Film sehen (konnte ich nicht) und kein Musikvideo (denn einzig und allein das war „Sucker Punch“).


Optische Reizüberflutung bis zum Erbrechen, Musik im Überfluss, wenig Story, keine Aussage. Mit den eigentlich doch bemitleidenswerten Mädels kann man so gar nicht mitfühlen, ihr Schicksal ist dem Zuschauer (mir) genauso scheißegal wie es dem Regisseur ist. Grauenhafte Geschlechterbilder. Und am Ende des Films kann mann sich eigentlich nur Fragen, wie ein Actionfilm, in dem heiße Mädels in Strapsen Orks, Roboter, Riesensamurai und deutsche Soldaten abballern so langweilig sein kann, und frau wird sich fragen, was um alles in der Welt das gewesen sein soll. Höchstens wenn man auf billige Computerspiele steht und durch einen Cocktail aus Ritalin, LSD, Aufputschmittel und Hustensaft zufällig immer in genau der richtigen Stimmung ist, die die Szene erfordert, dann könnte man unter Umständen den Film etwas abgewinnen. Ansonsten bleibt zu sagen, dass der Film nicht nur Zeitverschwendung ist, sondern auch im Nachhinein ein absolut ärgerliches Erlebnis bleiben wird. Vielleicht würde eine Gehirnlobotomie ja helfen, das Gesehene zu vergessen.


1 von 10 Actiontanzeinlagen in Strapsen

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