Review: BLACKHAT - Hacker gegen Hacker



Fakten:
Blackhat
USA. 2015. Regie: Michael Mann. Buch: Morgan Davis Foehl. Mit: Chris Hemsworth, Wei Tang, Viola Davis, Chen Dawai, Ritchie Coster, Holt McCallany, William Mapother, John Ortiz, Archie Kao, Yorick van Wageningen, Jason Butler Harner, Abhi Sinha Länge: 133 Minuten. FSK: noch nicht bekannt. Ab 18. Juni auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein Hacker hat sich in das Kühlsystem eines chinesischen Kraftwerks gehackt und bringt dieses zur Explosion. China und USA ermitteln gemeinsam. Um gegen den unbekannten Hacker eine Chance zu haben, wird das inhaftierte Computergenie Nick Hathway freigelassen, damit dieser en Ermittlern hilft. Die Jagd nach dem großen wie gefährliche Unbekannten führt quer über den Globus, doch der Gejagte scheint immer einen Schritt weiter voraus zu sein.





Meinung:
Hacker sind seit den 1980er Jahren immer wieder gerne gesehenen Figuren in Film. Egal ob Matthew Broderick in „Wargames“, Johnny Lee Miller in „Hackers“, Sandra Bullock in „Das Netz“ oder Keanu Reeves in „The Matrix“, der hier sogar zum Erlöser unserer Spezies wird. Doch seit der NSA-Affäre scheinen Hacker im Film nicht mehr als bloße Nerds, sondern vornehmlich als Schattenmänner, die im Hintergrund agieren und unser ganzes System kontrollieren können – wenn sie wollen - in Erscheinung zu treten. In „Blackhat“ von Regie-Veteran Michael Mann treibt so ein Hacker ein böses Spiel mit den Amerikanern und Chinesen und lässt gleich zu Beginn ein Kraftwerk mit scheinbar nur ein paar Mausklicks zerbersten. Was der Beginn für ein internationales Katz-und-Maus-Spiel sein könnte, in dem sich zwei Super-Hacker miteinander messen, erweist sich leider als eher banales und fast schon schamvoll unintensives Actionkino. Dabei wäre das Kräftemessen der beiden kontrahierenden Hacker doch durchaus ein gutes Vehikel für einen spannenden Film gewesen, gerade bei einem Regisseur wie Mann.

Hacker Nick Hathaway ist auf der Jagd, off- wie online
In „Blutmond“ war es die Jagd nach einem psychopathischen Serienkiller, in „Heat“ das Kräftemessen eines Cops und eines Gangster, die ihre Arbeit fast schon fanatisch ausübten und in „Collateral“ chauffierte ein kleinbürgerlicher Taxifahrer einen Auftragsmörder durch die Straßen von Los Angeles und wuchs über sich selbst hinaus. Michael Mann konnte schon immer maskuline Duelle zu spannungsgeladenen Thrillern konstruieren. Bei „Blackhat“ bleibt der große Feind aber ein großer Unbekannter, der via Glasfaserleitung zuschlägt. Der gute Hacker Hathaway (Chris Hemsworth), der ihn zusammen mit FBI und chinesischen Behörden jagt bleibt dabei aber der einzige wirkliche charakterliche Fixpunkt. Doch Hathaway vermag es nicht diese Story alleine zu tragen. Und selbst wenn es dann zum Aufeinandertreffen kommt geschieht dies ohne wirkliche Wucht. „Blackhat“ bleibt konsequent auf einer Ebene und verbaut sich damit jedwede Chance auf Dynamik und fesselnde Unterhaltung. Die Mann-typischen Actionszenen vor urbaner Kulisse verkommen überdies auch zu lustlosen Appetithappen. Nur einmal schafft es „Blackhat“ das Publikum zu packen und durchzuschütteln, dann nämlich, wenn der Thriller mit geradezu kaltschnäuziger Chuzpe unter den Figuren aufräumt. Das würde noch mehr ins Gewicht fallen, wenn es nicht einhergehen würde mit einer überhasteten Dramaturgie.


Michael Manns Thriller, der versucht mit unseren Ängsten zu spielen (zum einen die Möglichkeit uns überall beobachten zu können, zu anderen die Furcht vor Katastrophen wie Fukushima), verkommt zum espritlosen Abgrasen seiner typischen Markenzeichen. Die Figuren und die Story können sich aus diesem einfachen Schema nicht heraus emanzipieren, auch weil sie dafür viel zu statisch geformt sind: Der Hacker, der im Knast sitzt, weil ihm das Schicksal übel mitspielte, der chinesische Agent der sich gegen seine Vorgesetzten behaupten muss der standardisierte böse Handlanger aus Ost-Europa sind da nur drei Beispiele. „Blackhat“ besitzt alle Ingredienzien für einen gelungene, wenn auch vielleicht etwas formelhaften, Thrillers. Doch was Mann daraus zusammenbraut ist ein unfertig wirkende Nichtigkeit. Vielleicht sollte man von ihm als Regisseur nicht immer einen neuen „Heat“ erwarten, aber mehr als „Blackhat“ sollte es bitte schon sein.


3,5 von 10 Fackelzügen

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