Review: THE CHAMP - Auferstehung eines Verlierers



Fakten:
The Champ (Resurrecting the Champ)
USA. 2007. Regie: Rod Lurie. Buch: Michael Bortman, Allison Burnett. Mit: Samuel L. Jackson, Josh Hartnett, Kathryn Morris, Dakota Goyo, Alan Alda, Rachel Nichols, Teri Hatcher u.a. Länge: 111 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich


Story:
Erik Kernan (Josh Hartnett) ist ein junger Sportjournalist. Doch irgendwie kommt er nicht so recht auf die Erfolgsspur. Er steht noch immer im Schatten seines Vaters, eines berühmten Radiomoderators, er lebt getrennt von seiner Frau und seinem Sohn und auch beruflich läuft es nicht gerade rund. Da trifft er durch Zufall auf den todgeglaubten ehemaligen Box-Champion Bob Satterfield, der heruntergekommen auf der Straße lebt. Kernan plant eine Story über ihn zu schreiben, die seinen großen Durchbruch bedeuten könnte. Doch dann treten plötzlich Ungereimtheiten bei dieser Geschichte auf.




Meinung:
Natürlich sind in einem Film über einen Boxer und einen Journalisten diese beiden Bereiche ein zentrales Thema. Aber Regisseur Rod Lurie („Rufmord – Jenseits der Moral“) geht es wahrscheinlich weniger um Sport oder Beruf. Zumindest nicht nur. Es geht auch und besonders um die Beziehungen von Vätern zu ihren Söhnen. Um Vertrauen, um Erwartungen, um Lügen und um Enttäuschung. Und nicht zuletzt steht Anerkennung im Zentrum des Films. Die Anerkennung für Karriere, Arbeit und Mühen. Die Figuren wollen gesehen werden und dafür tun sie das, was man von ihnen erwartet, selbst wenn es nicht unbedingt das Richtige ist.


Die wenigen Boxszenen, die der Zuschauer hier zu sehen bekommt, sind gut inszeniert und strotzen meist vor roher Kraft. Immer wieder eingestreute alte Aufnahmen wecken auch den Eindruck von Authentizität, wobei der Zuschauer ähnlich wie die Hauptfigur Erik zunehmend aufs Glatteis geführt wird. Ansonsten ist der Film, der auf einer wahren Geschichte allerdings ohne größere Auffälligkeiten sehr geradlinig und solide inszeniert. Dennoch schafft es Lurie immer wieder, mit erfreulich wenig Kitsch Gefühle zu wecken. Besonders für diesen alten, verlausten Ex-Boxer. Mitleid und Hoffnung. Freude und Trauer. Gefühlskino, zwar nicht in seiner Reinform, aber doch auf so gutem Niveau, dass der Zuschauer stets Spaß an diesem Film.

Die Technik hat Bob (S. L. Jackson) immer noch drauf
Sein größtes Plus sind aber wohl die Schauspielerleistungen. Natürlich thront über allem Samuel L. Jackson, von dem man eigentlich nichts anderes erwarten durfte. Als alternder Box-Champion, der mittlerweile als Säufer auf der Straße lebt, überzeugt er vollends. Und es wirkt überaus glaubhaft, wenn er jedem, der es hören will, von seiner angeblich so großen Karriere erzählt. Jackson nutzt jeden Millimeter seiner Rolle aus. Er bringt Humor, Spannung und Dramatik in den Film. Zudem ist da auch noch die tolle Maske, die Jackson zu diesem Herumtreiber mit altem, faltigen Gesicht und Rastalocken werden ließ. Überraschender als Jackson war da hingegen schon Josh Hartnett. Als ehrgeiziger Journalist ist er trotz begrenzter Möglichkeiten in seiner Rolle erstaunlich präsent. Zwar fällt er im Vergleich zu Jackson doch um einiges ab, aber dennoch spielt er den Journalisten überraschend gut. In den Nebenrollen konnten besonders Kathryn Morris, bekannt als Detective Lilly Rush in der Serie „Cold Case“, und Alan Alda als Chefredakteur der Zeitung, bei der Erik arbeitet, überzeugen.


„The Champ“ ist zusammengefasst sicher kein Film, der sein Genre neu erfindet. Wahrscheinlich wird er nicht mal allzu lange in Erinnerung bleiben. Aber die Geschichte bewegt und lässt die Zuschauer schnell an den Schicksalen seiner Hauptpersonen teilhaben. An der Hoffnung der Figuren auf Anerkennung, an ihrem Scheitern, an ihren Fehlern. Und besonders wegen Jacksons Darbietung als alter Mann, der sich an eine Lüge klammert, der seine Lüge so sehr lebt, dass er sie schon selbst glaubt, ist „The Champ“ ein durchaus sehenswerter Film.


7
von 10 Rechte ans Kinn

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