Review: L.A. Crash - Rassismus, Rassismus und noch mehr Rassismus!


Fakten:
L.A. Crash (Crash)
US, GER. 2004. Regie: Paul Haggis. Buch: Paul Haggis & Robert Moresco. Mit: Sandra Bullock, Don Cheadle, Matt Dillon, Jennifer Esposito, William Fichtner, Brendan Fraser, Terrence Howard, Chris Bridges, Thandie Newton, Ryan Phillippe, Larenz Tate, Tony Danza, Keith David, Shaun Toub, Michael Pena u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der Episodenfilm erzählt eine ineinander verwobene Geschichte aus verschiedenen Einzelschicksalen, die alle mehr oder weniger mit einem Auffahrunfall in Los Angeles zu tun haben. Im Laufe des Films prallen immer wieder verschiedene ethnische Gruppen aufeinander, ihre Interaktion miteinander ist von Rassismus und Vorurteilen geprägt.




Meinung:
Wirft man nur einen flüchtigen Blick auf die Oscarverleihung im Jahr 2006, so scheint Paul Haggis der alles dominierende Mann zu sein. Ging er im Jahr zuvor lediglich mit einer Nominierung nach Hause, so gewann er dieses Mal gleich zwei der begehrten Goldjungen. Hätte er 2005 durchaus ein Preis für seine Arbeit am Skript zu Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“ verdient gehabt, so erscheint der darauf folgende Siegeszug seines Regiedebüts „L.A. Crash“ rückwirkend betrachtet wie eine Farce. Mit der Auszeichnung für den besten Film und das beste Drehbuch hat die Academy einmal mehr ihre Inkompetenz bewiesen.


Klag dein Leid in die Kamera!
Schon bei seinem Release sorgte „L.A. Crash“ für reichlich Trubel, wurde heiß diskutiert und polarisierte gleichzeitig bei Zuschauern und Kritikern. Nach seiner Auszeichnung bei der Oscarverleihung 2006 wurden sogar Stimmen laut, die den Film als schlechtesten Oscargewinner aller Zeiten kategorisierten. Keinesfalls eine unangebrachte Beschuldigung, handelt es sich bei „L.A. Crash“ doch um ein rassistisches Schundwerk, welches durch seine klischeebehaftete Formelhaftigkeit nicht mehr als ein unglaublich dümmlicher Moralfilm ist. Das zugrundeliegende Konzept erscheint gar nicht verkehrt, geht es dem episodenhaften Film doch zunächst einmal darum, verschiedene Schicksale in einer von ethnischen Vorurteilen geprägten Stadt miteinander kollidieren zu lassen. Ineinander verwoben erzählt der Film von Waffenverkäufern, die sich weigern ihre Ware an Araber zu verkaufen, von weißen Polizisten, die schwarze Bürger zum Spaß demütigen und von mexikanischen Arbeitern, denen von der reichen Oberschicht misstraut wird. Eine böswillige Intention scheint dabei das einzige zu sein, das man Paul Haggis nicht vorwerfen kann. Vielmehr scheint sein Film überambitioniert in der Planung, stümperhaft in der Ausführung und scheitert letztlich nicht nur am kompletten Unverständnis der Materie, sondern auch an seiner sich selbst auferlegten Aspiration. 


Ohne Waffe geht in diesen Film nicht viel!
Müsste man ein so heikles und bereits des Öfteren bis zum Erbrechen diskutiertes Thema wie Rassismus eigentlich mit Samthandschuhen anfassen, packt Haggis hier ohne zu zögern die Brechstange aus. Sein Ansatz gegen Rassismus lautet, man möchte es kaum glauben, noch mehr Rassismus. Das bedeutet im filmischen Kontext nicht nur, dass sich alle Charaktere fast ausschließlich durch ethnische Klischees definieren, sondern auch eine unaufhaltsam hereinbrechende Sturmflut an rassistischen Beschimpfungen, wahllos aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen und zu guter Letzt natürlich auch  maßlos überzeichneten Einsichten und Versöhnungen. Was „L.A. Crash“ zu einem wirklich üblen Machwerk macht, ist die moralinsaure Inszenierung, Haggis allseits erhobener Zeigefinger. Wie selbstverständlich enttarnt er jede einzelne Figur als hasserfüllten Rassisten, belehrt sogar Zweifler eines Besseren. Anstatt echter und greifbarer Emotionen setzt er auf billige Schockmomente, der komplett überzogene Einsatz von inszenatorischen Mitteln wirkt wie der verzweifelte Versuch den Zuschauer zur Betroffenheit zu zwingen. Funktionieren tut das jedoch zu keiner Sekunde, Figuren und Geschehnisse wirken derart an den Haaren herbeigezogen, dass jegliche Art der Anteilnahme unmöglich wird. Die einzigen Emotionen, die „L.A. Crash“ wecken kann, sind Wut und Missverständnis. Nicht etwas über die Ereignisse im Film, sondern über das Werk an sich, über die unreflektierte Art der Auseinandersetzung mit einem leider noch immer allgegenwärtigen Thema wie Rassismus.


Auch aus rein handwerklicher Sicht begeht der Film zahlreiche Fehler. Begonnen beim völlig übertriebenen Schauspiel über den manipulativen Einsatz von schnulziger Musik bis zu der sich furchtbar anbiedernden Regie. Natürlich tragen auch diese Komponenten zum Gesamteindruck bei, doch erscheinen sie fast schon nebensächlich in Anbetracht der moralischen Fragwürdigkeit des Films. Ohnehin scheint es eine relativ undankbare Aufgabe über „L.A. Crash“ zu schimpfen, spaltet der Film doch seit jeher seine Zuschauer und so führt jeder Beitrag nur dazu die Fronten weiter zu verhärten.


2 von 10 ausgelutschten Klischees

1 Kommentar:

  1. Interessant ist, das ich mich an den Film so rein gar nicht mehr erinnern kann. Was nicht unbedingt für den Film spricht. Ich dachte aber, ihn positiver gesehen zu haben. Vielleicht sollte ich nach Jahren mal wieder reinschauen, um sicher zu gehen.

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