In Wes Cravens Kino lauert der Schrecken hinter den geläufigen Alltagspanoramen: Ob im ruralen Idyll, welches durch die Vergewaltigung zweier Mädchen gnadenlos entweiht wird, im Jugendzimmer, in dem der vernarbte Traummann mit dem Eintritt des Schlafes die Scherenhand wetzt, oder an der Highschool, die einen harschen Lehrplanwechsel zu verbuchen hat: Anstatt Algebra gibt es postmodernes Schlitzkunst. Dass es zu all dem phantastischen Blutvergießen, dem physischen wie psychischen Terror, den schweißtreibenden Angstzuständen kommt, begründet Wes Craven immer wieder mit der verrohten Natur des Menschen, was sein Kino auch als eine radikale Spiegelung der Abgründe in uns allen fungieren lässt. Wie groß die Lücke ist, die Wes Craven in der Filmwelt hinterlässt, wird mit seinem gestrigen Tod in Zukunft wohl noch deutlicher vor Augen geführt, wenn wir mal wieder Zeuge davon werden, wie junge, aufstrebende Regisseure versuchen, die Rape & Revenge-Topoi einer politischen Dimension unterzuordnen, sich aber doch nur am aufgestellten Fleisch laben - oder selbstgefällig in Meta-Purzelbäumen verzetteln. Wes Craven war einer der Filmemacher, die nicht nur die Mechanik des Horror-Genres bis zum letzten Zahnrädchen verstanden haben und es deswegen auch nach Lust und Laune umprogrammieren respektive chiffrieren konnten; Wes Craven war ein Künstler, der auf dem Boden geblieben ist, der sich nicht mit großen, affektierten Reden ins rechte Licht setzen musste, sondern unentwegt Taten zum Ausdruck kommen lassen hat. Wenngleich sein Output nicht vollends im blütenreinen Weiß erstrahlen mag, die wegweisende Sprache seiner Meilensteine wird nie verstummen.
von souli
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