TV Wahnsinn: Gruseliges fernsehen - Unsere TV-Tipps zu Halloween

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Es ist Halloween. Gut, eigentlich ein Fest, welches aus den USA kommt und hierzulande nur dazu genutzt wird, um einen Grund zu haben eine Sause zu machen, und am morgigen Feiertag den angetrunkenen Kater mit Schlaf, Kopfschmerztabletten und Wehleidigkeit wieder zu vertreiben. Für alle die, die den heutigen Abend, bzw. Nacht ohne große Feier verbringen, die können ja zumindest in der örtlichen Videothek oder direkt im TV sich ein bisschen gruseln lassen. Hier sind unsere Halloween-TV-Tipps:



DER KAUFHAUS-COP (20:15, auf Sat1)
Furchtbar, widerlich, fies sowie durch und durch grausam. Witz-Pummel Kevin James darf als Paul Blart in dieser müden wie unoriginellen, familiengerechten „Die Hard“-Kopie den Zuschauer anöden. Echter Horror, ohne Kompromisse. Nur für echte Masochisten geeignet, oder Leute, die etwas gegen gute Komödie haben.


THE SIXTH SENSE (20:15, auf Sixx)
Der Überraschungserfolg aus dem Jahre 1999 wurde eigentlich im Fernsehen schon todgespielt, dennoch ist der zweite und klar beste Spielfilm von M. Night Shyamalan immer noch ein gruseliger und atmosphärischer Genuss. Die Ausstrahlung um 20:15 müsste gekürzt sein. Dafür läuft der Film auf Sixx weitesgehend werbefrei. Wer den Film zum ersten Mal sieht und es geschafft hat, noch nicht gespoilert zu werden, sollte wirklich stolz auf sich sein. Es sei ihm aber verraten, dass der Film so mysteriös ist wegen Geistern und nicht etwa weil Bruce Willis hier Haare hat.


AKTENZEICHEN XY UNGELÖST
(20:15, auf ZDF)
Raubüberfälle, Morde, Vergewaltigungen! Ja, unsere Welt ist schlecht, voll mit Bosheit. Moderator Rudi Cerne präsentiert als Nachfolger des legendären Eduard Zimmermann diese deutsche Variante von „Tales of the Crypt“. Also, schmiert euch ein paar Butterbrote mit lecker Gürkchen und seid dabei, wenn Herr Cerne uns einführt, in die widerwärtige Welt des Verbrechens und des desolaten Schauspiels.


RAUS AUS DEN SCHULDEN (21:15, auf RTL)
Schuldenschubser Peter Zwegat, der Godfather of Privatinsolvenz, ist diesmal in Sachsen unterwegs. Super, da können wir uns doch bestimmt wieder auf ein paar grausige Ossi-Klischees freuen. Vermutlich hat der dumme Ronny mal wieder ein Klingelton-Abo zu viel abgeschlossen. Grausam, zu was Menschen fähig sind, nicht wahr?


ALIEN TEACHER (21:45, auf BR)
Dieser dänische Film schafft es ohne große Mühe die Gestik, Sprache und Gebräuche von Kindern so einzufangen, dass er niemals Opfer von hohlen Coolness- Phrasen wie etwa in "Die wilden Kerle" wird. Dazu ist "Alien Teacher" kein üblicher Nur-für-Kinder-Film sondern ein ordentlicher Mystery-Thriller der nicht nur jüngere Zuschauer gut unterhalten sollte, obwohl die Geschichte von der bösen Lehrerin aus dem Weltall gewiss nicht allen Erwachsenen gefallen wird, auch wenn Hauptdarstellerin Paprika Stehen (Sarah aus „Adams Äpfel“), die große Darstellerin des dänischen Films, mit sichtlich Spaß an ihrer Rolle beteiligt ist.


FINAL DESTINATION (22:00, auf Sixx)
Nachdem eleganten Grusel um 20:15 geht’s gleich weiter mit, na ich lehne mich aus dem Fenster und sage, dass es ein moderner Klassiker des Genres ist. „Final Destination“, der Beginn des neverending Franchise ist ein schwarzhumoriger, garstiger und durchaus spannender Zeitvertreib, der genau wie sein Vorfilm darunter leidet, dass er schon gefühlte tausend Mal im Fernsehen zu sehen war.


THE FOG – NEBEL DES GRAUENS (23:40, auf BR)
John Carpenters gefilmte, klassische Gruselgeschichte ist nicht ganz der große Klassiker, für den ihn vor allem die Studios halten, aber ein gutfunktionierender Horrorfilm alter Schule, mit bösen Geistern, schreienden Frauen in Not und einer großen, bösen, unbekannten Macht. „The Fog“ macht Laune und ist ohne Zweifel seinem lieblosen Remake aus dem Jahre 2005 klar in Sachen Spannung und Atmosphäre überlegen.


SHOP24 DIRECT SCHLAGERNACHT (00:05, Super RTL)
In „Hostel“ werden arme Menschen von reichen Menschen gefoltert und ermordet, wenn das Geld stimmt. Das ist vollkommen harmlos! Auf Super RTL werden nämlich Zuschauer nachts mit Ausschnitten in Dauerschleife von Schlager-Hits und Pop-Oldies so lange gequält, bis sie die Versprechungen des seelenlosen Moderations-Roboters Glauben schenken und tatsächlich Geld für die umworbenen CDs ausgeben, auf der sich vielleicht 3 Songs befinden, die brauchbar sind. Das ist brutaler als jeder Torture Porn. Wem das zu heftig ist, dem empfehlen wir die bekannten, seriösen MP3-Shops.




Review: OUR IDIOT BROTHER - Ned und seine Schwestern

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Fakten:
Our Idiot Brother
USA. 2011.Regie: Jesse Peretz. Buch: Evgenia Peretz, Jesse Peretz, David Schisgall. Mit: Paul Rudd, Emily Mortimer, Zooey Deschanel, Elizabeth Banks, Adam Scott, Steve Coogan, T.J. Miller, Rashida Jones, Hugh Dancy, Kathryn Hahn, Janet Montgomery, Peter Hermann, Matthew Mindler, Shirley Knight u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ned ist ein absolut freundlicher Zeitgenosse und erwartet vom Leben und seinen Mitmenschen nichts Böses. Vielleicht hat er deshalb einem Cop Marihuana verkauft und musste für einige Monate ins Gefängnis? Als er wieder draußen ist, wird er von seiner Freundin und Arbeitskollegin ver- und entlassen. Zum Glück hat Ned ja seine drei Schwestern. Bei denen kommt er unter und bringt deren Alltag ordentlich durcheinander. Doch dies scheint auch bitter nötig zu sein.





Meinung:
Mit Evan Dando gründete er die von der Musikwelt sehr verehrte Independent-Band Lemonheads, nun schreibt und inszeniert er Filme: Jesse Peretz. Doch auch wie bei der Musik, bleibt er im Filmgeschäft seinen unabhängigen Wurzeln treu. Nach dem eher enttäuschenden „Fast Track“ (dt. Titel: „Dein Ex – Mein Alptraum“) mit Jason Bateman, Amanda Peet und Zach Braff erzählt er nun, ebenfalls hochkarätige besetzt, vom naiven wie herzensguten Ned, der von seiner Familie nicht ganz ernst genommen wird, aber trotz allem zu der Minderheit der Familie gehört, die glücklich ist. Warum dies so ist und was Neds Schwestern fehlt, davon erzählt „Our Idiot Brother“ auf äußerst charmante Art und Weise.


Ned und seine drei Schwestern
„Our Idiot Brother“ ist einer von vielen. Der Stil des Films, sein Umgang mit seinen Figuren und seiner Geschichte ist klassisches, amerikanisches Independent-Kino. Regisseur Peretz der mit seiner Schwester am Drehbuch mitschrieb, erzählt keine wirklich bahnbrechende Story und entwirft auch weder sonderlich herausragende Charaktere, noch ist die Zielrichtung des Films sonderlich innovativ. Ähnlich wie bei den großen Blockbustern verläuft auch das unabhängige Kino Hollywoods (was eigentlich gar nicht so unabhängig ist) auf bekannten, sicheren Bahnen. Der Unterschied zwischen den großen und kleinen Produktionen besteht nicht nur aus Effekten, großen Namen und Promotion, sondern auch darin, dass Film wie etwa "Our Idiot Brother“ trotz ihrer deutlich erkennbaren Mechanik sympathisch und ehrlich wirken. Der dumme Bruder Ned ist einfach ein heiterer wie liebenswerter Zeitgenosse, der seinen Schwestern einiges Voraus hat. Das sehen diese natürlich anders und während sie nach und nach erkennen müssen, welche Fehler sie begangen haben, kann sich der Zuschauer daran erfreuen, das Ned (übrigens herzig gespielt von Paul Rudd) von seinen Angehörigen endlich Respekt und Anerkennung bezieht. Im Grunde ist „Our Idiot Brother“ eine leicht tragische Komödie, die damit arbeitet, dem Zuschauer das Gefühl zu geben recht zu haben. Simpel aber effektiv.


Der wirklich große Wurf ist Jesse Peretz auch mit diesem Film nicht gelungen, was nicht bedeuten soll, dass die Geschichte rund um Ned und seine drei Schwestern Zeitverschwendung wäre. Es ist nur so, dass der Film nichts besitzt, was wirklich in der Erinnerung zurück bleibt. „Our Idiot Brother“ ist einfach ein netter Film. Ja, nett und in diesem Falle ist dies nicht der kleine Bruder von scheiße, aber auch nicht der direkte Nachkomme von sehenswert. Es geht dem Film quasi genau wie seiner Hauptfigur: es ist nicht immer einfach ein netter Kerl sein.

6 von 10

Review: VIVA RIVA! - Kartenhaus aus Sex und Gewalt

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Fakten:
Viva Riva!
Kongo, Südafrika, Frankreich, Belgien. 2010. Regie und Buch: Djo Tunda Wa Munga. Mit: Patsha Bay, Alex Herabo, Jordan N`Tunga, Manie Malone, Diplome Amekindra, Romain Ndomba, Hoji Fortuna, Angelique Mbumb, Tomas Bie, Marlene Longange, Nzita Tumba, Davly Ilunga u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: Ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Riva hat Unterweltboss Cesar eine ganze LKW-Ladung Benzin gestohlen und gibt das damit gewonnene Geld in vollen Zügen, bevorzugt im Nachtleben, aus. Doch Cesar ist ihm auf den Fersen und kennt weder Gnade noch Skrupel um Informationen über Riva zu bekommen. Derweil lernt dieser die schöne Nora kennen und bekommt dadurch nur noch mehr Probleme.





Meinung:
Afrika ist in Sachen Film gewiss keine jungfräuliche Nation. Der Kontinent hat eine äußerst aktive Filmindustrie, die im Mainstream-Bereich hauptsächlich durch Werke aus Südafrika (z.B. „District 9“) Aufmerksamkeit bekommt. „Viva Riva!“ aus dem Kongo hat es aber geschafft seine Heimat zu verlassen und fand sogar den Weg nach Europa. Na dann, herzlichen Glückwunsch. Nur leider ist die sexuell aufgeblähte Hatz nach dem titelgebenden Riva kein Film, bei dem es schade gewesen wäre, hätte er nicht den Weg in unsere einheimischen Videotheken gefunden.


Riva steckt in der Klemme und es wird noch schlimmer
Das Setting von „Viva Riva!“ ist interessant. Im von Krisen nicht gerade verschonten Kinshasa entwickelt sich eine recht klassische Geschichte. Böser Gangster jagt Held. So scheint es zumindest, doch hier gibt es keine wirklichen Sympathieträger. Dies ist aber eine Stärke des Films. Das Publikum wird ohne Zuckerguss und falsche Versprechungen in eine schmutzige Welt gezogen, die zum einen die gängigen Klischees für den Dritte-Welt Kontinent erfüllt, diese jedoch immer wieder umgeht, in der er sie vor dem Spiegel des Alltäglichen zerrt. Das ist reizvoll, steht aber auf verlorenem Posten, da die Handlung zwar, passend zum Setting, sehr ungeschliffen daherkommt, sie dadurch aber keinen erzählerischen Rhythmus entwickelt. „"Viva Riva!“ stottert sich mehr schlecht als recht durch sein Szenario und hinterlässt keinerlei charakterlichen oder narrativen markanten Moment. Regisseur Djo Tunda Wa Munga ist, so macht es jedenfalls dein Eindruck, die Geschichte seines Films ziemlich egal. Statt Spannung aufzubauen, lässt er seine Figuren lieber sexuelle Spannung entladen. Das passt wirklich recht gut in die raue Inszenierung, aber so oft wie Sex hier als schmutzig und gefährlich dargestellt wird, bleibt die Frage am Film haften, ob die dünne Handlung dazwischen lediglich der Kleber ist, um das nicht gerade eleganten, filmische Kartenhaus namens „Viva Riva!“ zusammenzuhalten. Nach der Sichtung des Films kommen Erinnerungen hoch an den schwachsinnigen, rassistischen wie populistischen Mumpitz-Satz von der deutschen Society Fürstin Gloria von Thun und Taxis, die einst in einem Interview folgendes, belehrend von sich gab:“[…] der Afrikaner schnaxselt gerne.“

„Viva Riva!“ ist außer seiner Herkunft und der Tatsache, dass er es in unsere Breitengrade geschafft hat, kein sonderlich eindrucksvoller Thriller. Er versucht sich durch seine Härte und diverse kurze, erotische bis sexuelle Eskapaden - die aber wohl nur die schocken oder aufrütteln werden, die sonst bei blanken Brüsten und etwas Gestöhne umschalten oder mit schamesroten Kopf wegsehen - einen harten, erwachsenen, unerschrockenen, rauen Ruf anzueignen. Das gelingt ihm durchaus, nur wirklich sehenswert ist das nicht.
3 von 10


Trailerpark: Trailer zu Dustin Hoffmans Regie-Debüt QUARTET

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Das Schauspieler sich als Regisseur versuchen ist keine Seltenheit, dennoch ist es schon erstaunlich, dass jemand wie der große Dustin Hoffman erst jetzt hinter der Kamera platz genommen hat. Sein Regie-Debüt hat den Titel "Quartet". Vor der Kamera agieren Maggie Smith, Billy Connolly und Michael Gambon. Der Film startet Ende des Jahres in den USA und im Januar in Groß Britannien. Ein deutscher Starttermin ist noch nicht bekannt. Könnte nett werden.



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Hier noch schnell die offizielle Inhaltsangabe:

Lifelong friends Wilf and Reggie, together with former colleague Cissy, are residents of Beecham House, a home for retired opera singers. Every year on Giuseppe Verdi’s birthday, the residents unite to give a concert to raise funds for their home. But when Jean Horton, a former grande dame of the opera fallen on hard times, also Reggie’s ex-wife and the fourth and most celebrated member of their former quartet, moves into the home to everyone’s surprise, the plans for this year’s concert start to unravel.

As old grudges threaten to undermine past glories and theatrical temperaments play havoc with the rehearsal schedule, it becomes apparent that having four of the finest singers in English operatic history under one roof offers no guarantee that the show will go on.


Review: DER MANDANT - Gelungener Nicht-Grisham

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Fakten:
Der Mandant (The Lincoln Lawyer)
USA. 2011. Regie: Brad Furman. Buch: John Romando, Michael Connelly (Vorlage). Mit: Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, Josh Lucas, Frances Fisher, William H Macy, John Leguizamo, Michael Peña, Bryan Cranston, Bob Gunton, Trace Adkins, Michael Paré, Pell James, Shea Whigham, Kathrine Moening, Michael Conlin u.a. Länge: 118 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mick ist Anwalt mit vollem Einsatz, der seine Kunden lieber unterwegs am Straßenrand oder auf dem Rücksitz seines Wagens berät, als in einem Büro. Doch für seinen neusten Fall ist sein Rücksitz zu klein. Louis Roulet, der Sohn einer reichen High Society Familie, wird wegen versuchten Mordes und Vergewaltigung angezeigt. Louis will Mick als Anwalt, unbedingt. Für Mick ist dies ein Grund zu Freude, immerhin winkt ein großzügiges Honorar, doch der Fall entpuppt sich als gefährliche Prüfung.






Meinung:
Ein Film, basierend auf einem Roman von John Grisham. Ja, das komm einem zu allererst in den Sinn, wenn man sich die Synopsis von „The Lincoln Lawyer“ so anhört. Doch beim Film des jungen Regisseurs Brad Turman handelt es sich um keine Grisham-Verfilmung, sondern um die filmische Umsetzung eines Buches von Michael Connelly. Dennoch, alles an diesem Juristen-Thriller erinnert an den Kopf hinter Erfolgen wie „Die Firma“ oder „Der Klient“, aber das soll nichts schlechtes heißen, denn „Der Mandant“ ist einfach erzähltes, aber durch und durch spannendes Kino, welches vor allem durch die authentisch wirkenden Darsteller überzeugt,.


Anwalt Mick, überall nur nicht im Büro
Hollywood-Beau Matthew McConaughey, der seine Karriere als Anwalt in der –hört, hört – Grisham-Verfilmung „Die Jury“ begann, kehrt hier zurück zum ernsthaften Film. Seine vorherigen Auftritte in „Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen“, „Zum ausziehen verführt“ oder dem entsetzlichen „Surfer Dude“ taten weder seinem Ruf, noch seiner Prestige wirklich gut. „Der Mandant“ ist zwar auch davon entfernt ihn zurück zu pushen in die oberen Sphären der leading actors, aber ein guter, erster Schritt. McConaughey spielt wirklich ausgezeichnet und die Rolle des Mick Haller passt perfekt zu ihm, weil sie zum einen zu seinem Image des handsome boy passt, ihm aber auch Raum gewehrt eine etwas düstere Seite zu zeigen, ohne sein strahlend weißes Lächeln vollends zu ruinieren. Seine Ausstrahlung trägt den gesamten Film. Das Zusammenspiel daraus und die anfangs recht fintenreichen Story, machen Laune. Als Zuschauer macht es einfach Spaß dabei zu zusehen, wie Mick nach und nach in die Bredouille gerät, auch wenn „Der Mandant“ ab der Hälfte alle seine falsche Fährten gelegt und verraten hat, und die Inszenierung nur noch zielstrebig auf die Lösung des Konflikts oder den Untergang von Heller zu rast. Diese Einfachheit, diese robuste aber niemals bullige wirkende Art der Erzählung wirkt wunderbar altmodisch. Hier werden gängige Konventionen weder gebrochen noch umgangen, aber dafür stilsicher genutzt.


„Der Mandant“ ist ein gelungener Nicht-Grisham. Der Film macht seinem Publikum nichts vor. Er weckt keinerlei große Erwartungen, er erzählt einfach seine recht listige aber nicht sonderlich innovative Geschichte und setzt dabei voll auf seinen Hauptdarsteller. Diese Rechnung geht auf, auch wenn Regisseur Furman es nicht ganz verhindern konnte, dass sich ein paar Vorhersehbarkeiten und zähe Szenen in seinem Thriller aufhalten.

7 von 10

Review: JACK UND JILL - Adam Sandler²

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Fakten:
Jack und Jill (Jack and Jill)
USA. 2011. Regie: Dennis Dugan. Buch: Ben Zook, Adam Sandler, Steve Koren. Mit: Adam Sandler, Al Pacino, Katie Holmes, Nick Swardson, Allen Covert, Tim Meadows, David Spade, Johnny Depp, Claudia Adams, Santiago Segura, John Farley, Don Abernathy, Regis Philbin, Dana Carvey, Shaquille O'Neal, Luis Fernandez-Gil, Eugenio u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Jack hat eigentlich schon genug Probleme am Hals. Sein indischer Adoptivsohn klebt sich ständig Lebensmittel an den Körper, seine Werbeagentur steht kurz davor ihren wichtigsten Kunden zu verlieren und seine Mitarbeiter machen auch Schwierigkeiten. Doch das alles ist noch zu ertragen, im Gegensatz zu Jacks Zwillingsschwester Jill, die ihren Bruder und dessen Familie eigentlich nur für ein paar Tage besuchen will, doch aus Kurzaufenthalt entwickelt sich ein längerer Besuch, der Jacks Leben gehörig auf den Kopf stellt.





Meinung:
Adam Sandler ist einer der erfolgreichsten Männer Hollywoods. Dies geht aber nicht einher mit der Qualität seiner Komödien. Wohl kein anderer Komiker/Darsteller wird so konsequent mit verschmähenden Kritiken und Kommentaren zugeschüttet wie er. Seinem Erfolg schadet dies aber nicht. Zwar waren nicht alle Komödien mit ihm große Kassenhits, wahre kommerzielle Flops waren aber auch noch nicht dabei. Vielleicht sind Sandler-Filme so populär und erfolgreich, weil die meisten genau wissen, was sie erwartet, wenn sein Name auf dem Filmplakat prangert. Sandler steht für direkten, flachen Witz. Subtil, vielschichtig oder gar politisch scheint es in seinem Humor-Vokabular nicht zu geben. Dies macht seine Art von Komik so erfolgreich wie auch ermüdend. Wirklich schade, dass dabei immer wieder vergessen wird, dass Sandler sich sogar zweimal traute ins ernste Fach zu wechseln. In „Punch-Drunk Love“ von P.T. Anderson brillierte er genau so gekonnt wie in Mike Binders 9/11-Verarbeitungsdrama „Reign over me – Die Liebe in mir“. Doch diese zwei Ausreißer sind längst wieder verblasst. Schade, denn seine neusten Komödien waren bislang meist nur schwer zu ertragen und „Jack und Jill“ ist aktuell die Sperrspitze verkorkster Sandler-Filme.


Sandler²
Zu Beginn von „Jack und Jill“, in der Sandler in einer Doppelrolle Bruder wie Schwester spielt, wenn Zwillingspaare interviewt werden, keimt noch Hoffnung auf eine einfache aber nett erzählte Geschwistergeschichte, doch bereits nach wenigen Minuten wenn die ersten ungelenken Schambehaarungs- und Flatulenz-Gags abgeschossen werden wird klar, dass die siebte Zusammenarbeit von Regisseur Dennis Dugan und seinem Star mehr eine Strapaze als ein Lachfest wird.  Spätestens dann, wenn Zwillingsschwester Jill auftaucht wird diese Vermutung schmerzhaft bestätigt. Statt treffsicheren Pointen erwartet uns Zuschauern ein nicht enden wollendes Schreckenskabinett aus altertümlichen, vergilbte Witzchen aus den Komik-Archiven. Laute wie einschläfernde Streitgespräche zwischen unsagbar öden Charakteren gehören da noch zu den angenehmsten Situationen des Films. Wobei es hier besonders auffällt, dass Sandler es besonders genießt, pubertären Humor mit Spießbürgertum zu vermischen, ohne dass es sonderlich homogen wirkt, aber auch ohne einen erkennbaren Reiz zwischen diese beiden angeblichen Antipoden.


„Jack und Jill“ ist eine durch und durch miserable Komödie. Das wäre nicht schlimm, aber zu allem Überfluss versagt der Film auch dann, wenn er ohne Schwierigkeiten punkten könnte, nämlich bei der Destruktion. Schauspiel-Legende Al Pacino gehört zum Cast des Films und die Frage warum er sich dafür bereit erklärte hinterlässt einen schier endlosen Schwall aus Vermutungen. Pacino darf sich hier selbst spielen und der Film tut alles um ihn und seinen Ruf durch den Kakao zu ziehen. Pacino parodiert Pacino. Ein so einfaches wie jedoch auch immer wieder gern gesehenes Format, nur hier funktioniert es nicht. Das Drumherum wirkt zu nichtig, zu schluderig erzählt und auch wenn die humoreske Demontage des Mythos Pacino nicht ganz so unterirdisch geraten ist wie die anderen zähen, kraftlosen Zwerchfellangriffe des Films, so bleiben sie dennoch zweitklassig und größtenteils verzichtbar, weil sie sich zum einen selbstwiederholen und zum anderen ohne echten Pep daherkommen.


Adam Sandler, der bei den Anti-Oscars, den Razzie Awards, in diesem Jahr geradezu überschüttet wurde mit Auszeichnung („Jack und Jill“ sei Dank), hat einen neuen, komödiantischen Tiefpunkt abgeliefert. Ärgerlich gehaltlose und eindimensionale Figuren, schlaffe Pointen sowie eine uninteressante und gläserne Story machen die Geschichte rund um das ungleiche Zwillingspärchen wirklich zu einen der wohl schlechtesten, (un)kreativen Outputs von Adam Sandler und seinem Team. Da hilft auch kein Cameo von Johnny Depp. Echt nicht.

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